Unser etwa dreieinhalbstündiger Winterwanderweg beginnt in Radstadt beim Schloss Lerchen mit dem Heimatmuseum, das sich in der Schloss-Straße Nr. 1 nahe der alten Stadtmauer befindet. Direkt beim Heimatmuseum finden Sie, unterhalb der Loretokirche, einen kleinen Parkplatz, wo Sie Ihr Auto abstellen können.
Enthauptung und Turmbau
Radstadt selbst liegt auf 856 m auf einer Felsterrasse im oberen Ennstal und ist von den beiden Gebirgsgruppen Dachstein (nördlich) und Radstädter Tauern (südlich) umgeben. Bereits im 4. Jhdt. v. Chr. wurde die Gegend zunächst von den Kelten besiedelt, später durch die Römer, wobei hier die wichtige Verbindung von Aquileia nach Juvavum (Stadt Salzburg) führte. 1074 wurde „Rastat“ erstmals urkundlich erwähnt, im 13. Jhdt. die Felsterrasse befestigt und die „alte Stadt im Gebirge“ erhielt schließlich am 27. Juli 1289 unter dem Erzbischof Rudolf von Hohenegg das Stadtrecht.
Radstadt war damit die einzige Stadt des Erzbistums Salzburg im Gebirge und erhielt zahlreiche Privilegien und Freiheiten. Ein wichtiges Ereignis für die Stadt gab es 1525/26 mit dem Bauernkrieg. Von den Bauernkriegen waren viele Gegenden in Österreich betroffen und man wollte sich im ausgehenden Mittelalter gegen die Herrschaft der Salzburger Erzbischöfe auflehnen. Etwa 5.000 Bauern sammelten sich unter der Führung von Michl Gaismair vor der Stadtmauer. Der Ort hielt jedoch der Belagerung stand und die Anführer der Bauern, die die Stadt einnehmen wollten, wurden enthauptet. Die Besiegten verstärkten zur Sühne die Festigungsanlage und errichteten die drei Rundtürme Kapuzinerturm, Teichturm und Hexenturm. Warum nur drei und nicht vier Türme errichtet wurden, ist bis heute ungeklärt. Obwohl durch mehrere große Stadtbrände (1365, 1417, 1616, 1781, 1855 und 1865) viele historische Bauwerke verloren gingen, hat die Altstadt an Reiz nicht verloren und kann heute immer noch mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten aufwarten.
Kultur am Start
Bevor wir mit unserem Winterwanderweg starten, sollen hier noch zwei sehenswerte Bauwerke erwähnt werden: die Loretokirche und Schloss Lerchen. Die Loretokirche liegt auf einer kleinen Erhebung oberhalb des Parkplatzes am nordwestlichen Rand der Stadt und wurde 1677 durch Johann Christoph Ziurletti errichtet. Gottesdienste finden hier nur zu speziellen Anlässen statt, der hintere Teil – ein Nebenraum der Kirche – ist jedoch geöffnet und erlaubt auch den Blick in die Kirche selbst. Ziurletti war es auch, der 1650 das „Gut Lerchen“, das urkundlich um 1298 erstmals erwähnt wird, durch einen Mittel- und Südtrakt zum heutigen Schloss erweitern ließ. 1779 wurde dieses schließlich unter Erzbischof Colloredo renoviert. Sein Wappen schmückt heute noch das Schloss. Während mittlerweile ein Teil des Schlosses als Altersheim genutzt wird, findet sich heute im Nordtrakt, dem ursprünglichen „Turm“, das Radstädter Heimatmuseum. Hier können Sie sich in zwölf Schauräumen über die Erdgeschichte, über sakrale Kunst und über die Geschichte von Radstadt informieren. Weiters finden sich hier Werkstätten und Werkzeug aus damaliger Zeit sowie Schi- und Sportgeräte.
Weg oder Straße?
Nach der kulturellen Einführung in die Stadt starten wir unseren Rundweg über den Berggasthof Rohrmoos zur Bürgerberg-Alm. Wir gehen zunächst die Schloss-Straße entlang und folgen damit der Beschilderung Richtung Berggasthof Rohrmoos (etwa 1,5 Stunden Gehzeit). In Höhe der Hausnummer 76 führt der Weg links in die Rossbrandstraße hinauf, die dem Schloss Mauer entlangführt. Schloss Mauer liegt rechter Hand und ist in Privatbesitz. Eine Besichtigung ist nicht möglich und auch nicht lohnenswert.
Die Grundstücksmauer bietet durch eine kleine Unterbrechung einen Blick auf das Schloss selbst. Wir gehen die Straße weiter, vorbei an der Hauptzufahrt zum Schloss und finden schon wenige Meter später eine Wegtafel, die uns nach links in einen Hohlweg führt. Werfen Sie hier auch nochmals einen Blick zurück. Entlang der Strecke bieten sich immer wieder tolle Ausblicke hinunter auf die Stadt. Mit diesem Hohlweg beginnt unser Weg abseits der Straße, der zu dieser anfangs noch parallel führt, schon aber bald in den Wald hineingeht und stärker ansteigt. Sie sollten hier auch entscheiden, ob Sie den eigentlichen Winterwanderweg oder die Straße nehmen wollen. Diese Bergseite vom Radstädter Hausberg Rossbrand fällt nach Süden ab, weshalb hier die Sonne selbst bei guten Schneebedingungen für den Wintersport den Schnee oft wegschmelzen lässt. Da der Winterwanderweg jedoch nicht geräumt wird, ist er in schneereichen Zeiten nur sehr schwer begehbar und ein Vorankommen wird aufgrund der Steigung mühsam (Stöcke empfehlenswert!). Hier sollten Sie dann doch die Straße wählen, die kaum befahren wird und in Serpentinen zum Berggasthof führt. Wenn Sie sich nicht sicher sind, können Sie den ersten Abschnitt über den Winterwanderweg wählen. Er kreuzt mehrmals (4 x bis zum GH Rohrmoos) die Straße, wo Sie dann auch zwischendurch wechseln können.
Urig und zeitlos
Der Weg führt eng und verschlungen durch den verschneiten Wald und streckenweise über Wiesenabschnitte. Im letzten Abschnitt, der über eine große Wiese führt und die Straße quert, gehen wir auf der Straße weiter, die uns zum Gasthof Rohrmoos auf 1.200 m Höhe führt. Der Berggasthof lädt zur Rast und Stärkung ein. Auf der sonnigen Terrasse finden sich beim Vogelhäuschen vor allem zur Mittagszeit gerne zahlreiche Gimpel ein, die in aller Ruhe beobachtet werden können. Vom Gasthof führt der Winterwanderweg dann weiter hinauf bis zu einem Hof, der am Beginn einer Forststraße liegt, die regelmäßig geräumt wird. Hier haben wir auch den höchsten Punkt (1.260 m) der Wanderung erreicht und der Weg fällt nun Richtung Bürgerberg-Alm kontinuierlich ab.
Wir erreichen diese Alm vom Gasthof Rohrmoos aus in etwa 40 Minuten. Die Bürgerberg-Alm liegt auf 1.172 m und bietet von hier einen schönen Ausblick auf Radstadt. Eine Rast ist bei der Hütte fast schon Pflicht! Bei schönem Wetter können Sie auf der Terrasse selbst im Winter im Freien sitzen, wenn die warmen Sonnenstrahlen an die Hauswand strahlen. Empfehlenswert sind hier nicht nur selbstgemachter Birnen- und Hollersaft, die von der „Bürger-Grete“, wie sie liebevoll von den Einheimischen genannt wird, serviert werden, sondern auch eine Bretteljause, von der Sie sich gegen Aufpreis auch das Feitl gleich mitnehmen können. Sollte es doch zu kalt sein, lässt es sich in der warmen, gemütlichen Stube mit Kachelofen aufwärmen und Sie werden das Gefühl bekommen, als ob hier oben die Zeit still steht. Wer will, kann sich hier um 2,20 Euro eine Rodel ausleihen, um die Forststraße Richtung Radstadt hinabzufahren.
Die letzte Etappe
Unser Weg führt nun von der Bürgerberg-Alm den Forstweg, dem sogenannten Bürgerbergweg, hinunter Richtung Radstadt (ca. 75 Minuten). Auch hier können Sie wieder wählen, ob Sie die Straße bevorzugen oder doch den Winterwanderweg nehmen, der dann in der Bürgerbergstraße zusammen mit dem Bürgerbergweg endet. Hier trifft der Winterwanderweg auf das Ende der Forststraße, wo – wer die Variante mit der Rodel gewählt hat – einfach die Rodel abgestellt wird. An der Stelle finden Sie auch eine Wegbeschreibung für die Mountainbike-Strecke (Route 06), die über die Bürgerberg-Alm zum Dachbrunnsattel und von Oberhaglehen über die Moosalm wieder zurück- führt. Wir gehen die Straße nach links hinunter, kreuzen die Kaiserpromenade und münden letztlich wieder in die Schloss-Straße ein.
Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.
Stand: 2010
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