Sagenumwobener Tümpflweg in Rohr im Gebirge/NÖ

Ein Artikel von DI Christiane Bartal | 05.11.2014 - 11:50

Die Wanderung startet direkt in Rohr im Gebirge/NÖ beim ehemaligen Gasthaus zur Weintraube (heute eine Frühstückspension). Wer mit dem Auto anreist, kann es am gegenüberliegenden Ufer des Zellenbaches abstellen.

Halten Sie sich am Gasthaus vorbei leicht bergauf Richtung Kirche, bis Sie zum ersten Wegweiser des Sagenweges gelangen. Vorbei am Hotel Kaiser Franz Josef führt der Güterweg entlang einer Pferdekoppel am Rande eines Föhrenwaldes entlang zur ersten Station des Sagenweges, die von der angeblichen Entstehungsgeschichte Rohr im Gebirges, der „versunkenen Stadt“, erzählt.

Am „Weißen Kreuz“ (Station 2) vorbei, überqueren Sie die Gutensteiner Straße und kurz danach den Zellenbach. Ab Station 3 geht's wieder auf der anderen Uferseite durch den Raingraben und das „Tümpfl“ (so nennen die Rohrer die sumpfige Wiese). Unterwegs erfahren Sie mehr vom sagenhaften Hexenkreis (Station 5), in dessen Mitte jede Nacht ein Feuer loderte, und begeben sich auf die Suche nach dem Schatz im Tümpfl (Station 6).

Bis Station 8 verläuft der Weg auf einer Sandstraße durch Wald und Wiesen. Vom Fuchsgraben an führt der Weg zurück nach Rohr im Gebirge größtenteils auf der Straße entlang des Klausbaches, die allerdings nicht stark befahren ist. Beim Gasthaus zur Klaus verlassen Sie die Asphaltstraße wieder und folgen einem schmalen Pfad oberhalb durch den Wald.

Bei der Sage über den „Goldenen Wagen“ (Station 11) können Sie sich entscheiden zwischen dem Sagenweg über „Bergmanderllucka“ (Station 12), der wieder hinunter zur Straße führt, oder der zweiten Variante über „Kohlstatt“ (Station 13). Der schönere Weg ist sicherlich jener über „Kohlstatt“.

Von dort geht's hinunter zum Klausbach über die Straße, um einen kurzen Abstecher von ca. 30 m zur „Luckerlbuamhöhle“ und somit zur letzten Station des Sagenweges zu machen. Von nun an geht's den Wegweisern folgend zurück zum Ausgangspunkt der sagenhaften Wanderung.

Fazit

Der familiengerechte Rundwanderweg erstreckt sich über 10 km auf abwechslungsreichem Terrain, davon auch ca. 1,5 km entlang einer schwach befahrenen Straße.

Die Gehzeit beträgt insgesamt ca. 3 ½ Stunden, zumal ja schließlich 14 Sagen-Station zu lesen und zu erleben sind und auch ein kleines Päuschen gestattet ist. Die Beschilderung ist lückenlos gegeben, daher besteht praktisch keine Gefahr, ungewollt vom Weg abzuweichen.

Die Schautafeln sind auffallend liebevoll und mit handgezeichneten Skizzen gestaltet. Alleine deshalb ist der „Sagenumwobene Tümpflweg“ schon einen Besuch wert!

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

Die 14 Sagen-Stationen im Überblick:

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Station 1 - "Die versunkene Stadt": Der Holzhofer mäht das Kirchturmkreuz der versunkenen Stadt Rohr ab © Christiane Bartal

Station 1 – „Die versunkene Stadt“
Die Sage erzählt die Entstehungsgeschichte (oder zumindest eine mögliche Variante) der Gemeinde Rohr im Gebirge. Demnach sollen die einst in Reichtum und Saus und Braus lebenden Bewohner durch eine große Flut bestraft worden sein, sodass die Stadt von Schlamm und Morast gänzlich überdeckt war. Jahre danach soll der „Holzhofer“ beim Mähen der Sumpfwiese das aus dem Boden ragende Kirchturmkreuz abgemäht haben, sodass seine Sense entzwei sprang.

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Station 2 - "Das Weiße Kreuz": Angeblich sollen an der Stelle des heutigen Bildstocks die Leichen zweier Türken zur Zeit der Türkenbelagerung begraben worden sein © Christiane Bartal

Station 2 – „Das Weiße Kreuz“
Man erzählt sich die Geschichte, dass an der Stelle der heutigen Bildsäule, des „Weißen Kreuzes“, tagtäglich ein wachender Hund gesichtet worden war. Tatsächlich fand man hier zwei vergrabene Skelette – waren es Türken von der Türkenbelagerung, die von den ansässigen Bauern getötet wurden?

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Station 3 - "Die drei Bergmännlein vom Weißen Stein" werden mit großem Interesse von der Frau eines Holzknechtes beobachtet © Christiane Bartal

Station 3 – „Die drei Bergmännlein vom Weißen Stein“
Als die Frau eines Holzknechtes am Heimweg drei Bergmanderl in der Nähe des Weißen Steins beim Kegelscheiben beobachtete, stand ihr Plan fest: Sie müsste nur ihre Höhle finden, ihnen den Weg dorthin versperren – schon gehörten die goldenen Kegel und Kugeln ihr und die Not hätte ein Ende. Doch die Bergmanderl waren schneller ...

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Station 4 - "Im Thier": Seltsam, der Anblick dieses "Tieres" mit 4 Beinen. Kein Wunder, dass sich die Bergmännlein von den beiden Schwammerlsuchern im hohlen Baumstamm in die Flucht schlagen ließen ... © Christiane Bartal

Station 4 – „Im Thier“
„Im Thier“ heißt jene Stelle, an der zwei Bergmännlein einst ein seltsames „Tier“ entdeckten: einen Baumstrunk mit zwei Beinen an jedem Ende. Das schauderhafte Wesen, das die Bergmännlein in die Flucht schlug, war nichts anderes als zwei Schwammerlsucher, die vor einem herannahenden Unwetter in einem hohlen Ahornstamm Schutz suchten - dumm nur, dass sie breiter waren als der Baum ...

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Station 5 - "Der Hexenkreis": Jede Nacht, zwischen Schlag Mitternacht und ein Uhr, konnte man hier Hexen tanzen sehen © Christiane Bartal

Station 5 – Der Hexenkreis
Was mag der Grund dafür sein, dass das Gras inmitten der Wiese kreisrund gelb und dürr war? „Hexenkreis“ nannten die Rohrer dieses Phänomen, das von einem um Mitternacht auflodernden Feuer und umhertanzenden Hexen begleitet war. Um Schlag ein Uhr in der Nacht war der Spuk vorbei.

Der „Hexenkreis“ wird heute durch dürre Bäume auf sumpfigem Untergrund symbolisiert. Irgendwie auch heute noch magisch, dieser Ort.

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Station 6 - "Der Schatz im Tümpfl": Wäre die Sennerin nicht so geizig gewesen, hätten die Moosmanderln wohl nicht den Weg zum versteckten Schatz mit Irrwurzen verzaubert © Christiane Bartal

Station 6 – „Der Schatz im Tümpfl“
Inmitten des „Tümpfl“ – so nannten die Rohrer einst die sumpfige Wiese oberhalb des Reingrabens – lebten Moosmanderln und Moosweiblein, die stets darauf achteten, dass das Weidevieh nicht im Morast versank. Um der geizigen Sennerin, die für die hilfsbereiten Moosmanderln im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nichts übrig hatte, eins auszuwischen, verzauberten die Moosmanderln den Weg zur nahen Felshöhle, wo die Sennerin ihren angehamsterten Schatz versteckt hielt, mit Irrwurzen. Noch heute soll der niemals wiedergefundene Schatz dort versteckt liegen.

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Station 7 - "Der Sommerauer und die Zwerge": Für den armen Sommerauer Bauern hat die bittere Armut ein Ende – drei Zwerge hatten sein Werkzeug einfach in pures Gold verwandelt © Christiane Bartal

Station 7 – „Der Sommerauer und die Zwerge“
Diese Sage erzählt von einem fleißigen, aber bitterarmen Bauern, dem drei Zwerge zu unverhofftem Reichtum verhalfen: Sie gaben an, sich vom Bauern bis zum nächsten Tag drei Krampen und drei Schaufeln ausleihen zu wollen. Tags darauf standen die Werkzeuge tatsächlich wieder an ihrer Stelle in der Holzhütte - nur, dass die drei Zwerge sie in pures Gold verwandelt hatten. So hatte die Not des Bauern ein Ende.

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Station 8 - "Die Bauern auf dem Mitterberg": Eines Nachts gelang es dem nicht ruhen wollenden Geist des Bauern vom Mitterberg, die aus Boshaftigkeit falsch errichteten Hausmauern wieder zurechtzurücken © Christiane Bartal

Station 8 – „Die Bauern auf dem Mitterberg“
Es waren einmal zwei verfeindete, benachbarte Bauern. Als der eine seinen Stall erneuern musste, baute er aus Boshaftigkeit eine Ecke des Stalls auf dem Grund seines Nachbarn. Bald darauf starb der Bauer, aber seine Seele kam nach seiner Übeltat einfach nicht zur Ruhe. Jede Nacht zur Mitternachtsstunde erschien sein Geist, um die falsch errichtete Stallecke zurechtzurücken. Das soll ihm eines Nachts auch gelungen sein, denn von diesem Tag an hatte der Stall verschobene Grundmauern, wie sie auf keinem anderen Bauernhof zu finden waren.

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Station 9 - "Das Grünhütel": Da reitet er ungewollt auf seinem Schwein dahin, der Schwarzauer Bauer – weil er einfach nicht auf den Rat des Grünhütels hören wollte ... © Christiane Bartal

Station 9 – „Das Grünhütel“
Weil ein Schwarzauer Bauer nicht auf den guten Rat eines „Grünhütels“, eines kleinen Waldmännleins mit moosgrünem Hut, hören wollte, fand er sich auf einem entflohenen Schwein reitend wieder. Hätte er doch das Gatter geschlossen, als er seine Ochsen von der Alm nach Hause trieb, dann hätte er sich den unfreiwilligen, wilden Schweineritt sicherlich erspart und wäre rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause gekommen ...

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Station 10 - "Die Teufelsmauer im Klausbach": Nie wieder wird der Wilderer seiner verbotenen Leidenschaft nachgehen, nachdem ihn der Teufel beinahe erwischt hat © Christiane Bartal

Station 10 – „Die Teufelsmauer im Klausbach“
Die Felswand nahe des Klausbaches wird nicht umsonst „die Teufelsmauer“ genannt. Als an einem Ostersonntag alle Rohrer Dorfbewohner in die Kirche gingen, nutzte ein Wilderer die günstige Stunde, um von der Felswand am Klausbach aus eine Rehgeiß zu erlegen. Plötzlich stieg der Teufel aus der Wand und verfolgte den erschrockenen Wilderer noch weit. Gewehr und Geiß noch bei der Felswand hinter sich gelassen, fand der Wilderer schließlich bei einem Marterl Sicherheit, denn dort konnte ihm der Teufel nichts anhaben. Von da an gelobte der Mann, nie mehr zu wildern.

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Station 11 - "Der Goldene Wagen": Dass Schweigen Gold ist, wissen nun auch die beiden Wandersburschen. Hätten Sie doch kein Wort gesprochen, dann wäre der prunkvolle, goldene Wagen nicht wieder in der Höhle verschwunden © Christiane Bartal

Station 11 – „Der Goldene Wagen“
Zwei Wandersburschen witterten den großen Reichtum, als ihnen ein Wirt von einem prächtigen goldenen Wagen erzählte, der sich in einer Höhle im Klausbachgraben befinden soll. Auf dem Weg zu dieser Höhle trafen sie auf eine alte Frau, die ihnen den Weg wies und den Tipp gab, beim Herausziehen des goldenen Wagens kein Wort zu sprechen. Die beiden Wandersburschen fanden tatsächlich die Höhle und auch den goldenen Wagen. Als nur noch die Deichselspitze in die Höhle ragte, konnte es sich einer der beiden Burschen nicht verkneifen zu sagen: „Jetzt haben wir es geschafft!“
Unter großem Gepolter raste der wertvolle Wagen zurück in die Höhle, die daraufhin einstürzte. Den Eingang der Höhle kann man auch heute noch erkennen, aber der Gang ist und bleibt verschüttet.

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Station 12 - "Die Bergmanderllucka im Klausbach": Seitdem der Schuster die Mütze des verschwundenen Bergmanderls trägt, scheinen ihn Glück und Reichtum zu verfolgen ... © Christiane Bartal

Station 12 – „Die Bergmanderllucka im Klausbach“
Eines Abends, vor über hundert Jahren, beobachtete ein Schuster auf seinem Heimweg ein Bergmanderl, das am Klausbach vor einer Höhle emsig Sand schaufelte. Er glaubte seinen Augen kaum, so erzählte er sogleich den übrigen Dorfbewohnern, was er gesehen hatte. Als diese an die besagte Stelle kamen, war das Bergmanderl verschwunden – die Höhle, wo zuvor noch eine Laterne stand, war ebenfalls leer. Das Einzige, was sie fanden, war eine Zipfelmütze. Der Schuster nahm sie an sich und trug sie fortan auf seinem Kopf. Er wurde von Jahr zu Jahr wohlhabender, was wohl nur auf die Zauberkraft dieser Mütze zurückzuführen war.
Bevor man von Rohr aus im Klausbach zur „Bergmanderlbruck“ kommt, sieht man rechts in der Felswand knapp oberhalb des Baches die besagte Höhle.

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Station 13 - Die Kohlstatt am Bergmanderlweg": Der vergrabene Schatz in der Kohlstatt am Bergmanderlweg sorgte für gehörigen Spuk am Kohlenmeiler © Christiane Bartal

Station 13 – „Die Kohlstatt am Bergmanderlweg“
Am Kohlenmeiler am Bergmanderlweg wollte kein Köhler arbeiten, denn hier spukte es. Entweder er spuckte Feuer oder man hörte Kinder wimmern, obwohl niemand da war. Dem gespenstischen Treiben konnte erst ein Ende gesetzt werden, als man an der Stelle der Kohlstatt einen neuen Kohlenmeiler errichten wollte und dabei auf einen vergrabenen Topf voll mit Gold stieß. Die Geister, die ihren Schatz bis dahin bewachten, gaben von nun an Ruhe, denn das Gold wurde ja geborgen.

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Station 14 - "Der Luckerlbua und die goldenen Zapfen": Geld und Gold machen eben nicht glücklich - das müssen auch der Luckerlbua und der Sägemeister in der Luckerlbuamhöhle erfahren, als sie sich an den goldenen Zapfen bedienen wollen © Christiane Bartal

Station 14 – „Der Luckerlbua und die goldenen Zapfen“
In der Luckerlbuamhöhle in Oed hauste einst ein Uhrmacher, der „Luckerlbua“. Gemeinsam mit dem Sägemeister, der unweit der Miralucka wohnte, wollte er sich die goldenen Zapfen holen, die in der Höhle über einem großen See hingen. Noch bevor sich die beiden vom Boot aus auch nur einen Zapfen abbrechen konnten, begann das Wasser plötzlich zu wogen und hohe Wellen zu schlagen. Durch das Raintal bis hinunter zur Klaus wurden der Luckerlbua und der Sägemeister fortgetragen, bis sie auf einer Wiese zum Liegen kamen. Noch heute erinnert der „Sagweg“ durch den „Saggraben“ in Richtung Miralucka daran, dass hier einmal ein Sägewerk gestanden hatte.

Tipp

Der sagenumwobene Tümpflweg ist nur einer von zwei neu errichteten Themenwegen in Rohr am Gebirge. Der interaktive Themenweg „Werkstatt Wald und Wasser“ lehrt über die Erlebniswelt der Natur, lässt erleben, wie stark eine Ameise eigentlich ist und bietet vom Aussichtsturm einen tollen Ausblick in die Umgebung.
Der Startpunkt ist ident mit jenem des Sagenweges, allerdings führt der Wald-und-Wasser-Weg in die entgegengesetzte Richtung. Die Weglänge beträgt 7,5 km.

Info: www.rohrimgebirge.at