Winteridylle Hinterstoder Polsterlucke

Ein Artikel von Eva-Maria Riegler | 18.02.2015 - 08:43

Hinterstoder liegt im Süden Oberösterreichs und erstreckt sich von 504 bis 2.515 m über dem Meer. Das Dörfchen hat sich seine Atmosphäre als Gebirgsdorf bis heute erhalten und lockt mit einem breiten Sportangbot zu jeder Jahreszeit. Auch wenn sich Hinterstoder einen Namen als Schigebiet gemacht hat, möchte man den Gästen mehr als nur Lifte und Abfahrten bieten. Für alle, die im Winter lieber auf Schusters Rappen unterwegs sind und Frischluft tanken möchten, bietet das Stodertal ein ansprechendes Netz von geräumten Wanderwegen und Forststraßen an.

Auf dem Holzweg zur Eisenstraße

Bevor es losgeht, machen wir einen Abstecher ins Alpineum. Beim Bau des Gebäudes in moderner Holz-Glas-Kon­struktion wurde großer Wert darauf gelegt, traditionelle Werte und moderne Elemente zu verbinden. Diesem Anliegen werden die sehenswerten Ausstellungen im Inneren gerecht. In der Ausstellung „Auf dem Holzweg zur Eisenstraße“ wird vom gefährlichen Leben der Holzfäller und Flötzer berichtet. In historischen Filmen wird diese Epoche wieder lebendig.

Auf dem Wasserwege wurden bis Mitte des 20. Jh. große Mengen von Holz aus dem Stodertal die Steyr abwärts zu den eisenverarbeitenden Betrieben getriftet. Die „Flötzer“, ausgerüstet mit drei Meter langen „Flötzhakeln“, hatten dafür zu sorgen, dass sich die lose schwimmenden Bloche im engen Flussbett nicht verklaus­ten und die verkeilten Stämme, die „Knöpf“, nach dem Öffnen der großen Sperrrechen wieder gelöst wurden.

Doch auch der gefährliche Holztransport aus den steilen Gebirgswäldern mit tonnenschwer beladenen Schlitten oder über abenteuerlich gezimmerte Holzrutschen, sogenannten „Riesen“, ist in einer umfangreichen Foto- und Videodokumentation und mit anschaulichen Exponaten präsentiert. Die Darstellung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Holzknechte gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Bedeutung des Holzes für die autark lebenden Gebirgsbauern.

Von Höhlen und Lucken

Umgangssprachlich werden Höhlen in der Gegend als „Lu­cken“ bezeichnet. Den Namen hat das Tal daher von den am Ende gelegenen Karsthöhlen, aus denen das Wasser des Gebirges austritt sowie vom Polsterbauern, zu dessen Grundbesitz das Gebiet gehört, erhalten. Wir fahren mit dem Auto etwa 1 km bis zum Parkplatz am Johannishof, wo unsere beschauliche Wanderung ihren Ausgang nimmt.

Erst queren wir die Steyr und folgen der Straße am Johannishof vorbei ein kurzes Stück und treffen zum ersten Mal auf die Langlaufloipe. Hier biegen wir links ab und folgen der Loipe für etwa 150m. Bei der ersten Abzweigung den linken Weg wählend – Achtung, hier ist keine Markierung vorhanden – führt uns der Weg zur Steyr, wo wir dem Flussufer entlangwandern. Weiter geht es an der Brücke zum Koglhof vorbei zur Flussgabelung, an der sich die Steyr und die krumme Steyr vereinen. Wir wandern nun – entlang der Krummen Steyr – bis zum Schiederweiher.

Seesaibling und Reinanken

Der Schiederweiher ist ein durch Aufstau der Krummen Steyr künstlich angelegter See unterhalb des Großen Priels. Er wurde 1897 bis 1902 vom k. u. k. Hofbaumeister Johann Schieder errichtet. In den Jahren 2004 und 2005 wurde der Weiher durch die Gemeinde Hinterstoder saniert, um die zunehmende Veralgung und Verlandung zu beseitigen. Die Sanierung erfolgte unter besonderer Schonung des Schilfgürtels und der Flachwasserbereiche. Der Fischbestand wurde vor Beginn der Arbeiten erheblich reduziert. Ein Teil wurde in einem nahegelegenen Teich zur Überwinterung gebracht, der Rest bei der Öffnung der Wehr in die Steyr „entlassen“.

Seit Sommer 2005 wird er wieder neu aufgebaut. Besetzt wird vorwiegend mit Bachforellen aus der Region – der Urforelle aus der Fischerei der Österreichischen Bundesforste in Spital am Pyhrn. Dadurch wurde es möglich, den Fischbestand mit Seesablingen, Reinanken, Elritzen, Koppen und Edelkrebsen aufzubauen.

Dahinter erheben sich majestetisch der Große Priel (2.514 m) – der höchste Berg, der sich vollständig auf oberösterreichischem Gebiet befindet – und die Spitzmauer (2.446 m). Diese spiegeln sich im klaren Wasser des Weihers und so entsteht das bekannteste Motiv der Region, das von vielen Künstlern seit Jahrhunderten in allen Stilrichtungen gemalt wurde und wird. Im Winter sehen wir leider nichts davon und können uns auch nicht von der besonderen Reinheit des Wassers überzeugen, wenn der Weiher zugefroren und zugeschneit ist.

Rast im Polsterstüberl

Nach einigen Augenblicken des Verweilens begeben wir uns – dem Weg weiter folgend – in Richtung Polsterlucke, bis wir zum Polster gelangen. Jenem Bauernhaus, das, umgeben von ebenen Wiesen, den schroffen Felsen der Polstermauern zu Füßen liegt. Weiter, gegen Ende des Seitentales, bietet sich zurzeit der Schneeschmelze ein Naturschauspiel der besonderen Art. Dann schießt das Wasser mit großem Druck und Getöse aus verzweigten Höhlensystemen, stürzt als Wasserfall über die Felsen oder quillt aus unterirdischen Kavernen, sodass sich an bestimmten Stellen sogar blubbernd der Rasen hebt.

Vor dem Haus liegt tief verschneit der Gastgarten und wartet auf den nächsten Sommer um wieder den Gästen Platz für eine erholsame Rast zu bieten. Die Jausenstation verfügt im Winter auch drinnen über ausreichend Platz, damit sich Winterwanderer stärken und aufwärmen können. Hinter dem Stall des Polsterbauern steht verlassen eine Kutsche und aus dem Stall schauen uns die Pferde ungeduldig scharrend nach. Pferdekutschen- bzw. -schlittenfahrten sind auf Anfrage im Polsterstüberl möglich.

Zur Wildfütterung und heimwärts. Nach einer wärmenden Pause wandern wir auf dem Weg in Richtung Südosten weiter. Der Schnee knirscht unter unseren Füßen. Dann und wann fällt leise raschelnd die Schneelast von den tief hängenden Ästen, die sich erleichtert wieder aufrichten. Der Rundweg führt uns am Klinserergut mit seinen Wildfütterungen vorbei. Wir halten uns immer links und stapfen nun wieder ein Stück der gespurten Loipe entlang, bis zur Weggabelung, an der wir vom Schiederweiher gekommen sind. Die linke Abzweigung wählend, kehren wir auf einem Forstweg zum Parkplatz zurück.

Die Polsterlucken-Runde im Überblick

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

Gehzeit: 3 Stunden
Höhendifferenz: ca. 140m
Anfahrt: A9, Abfahrt Windischgarsten, L 552 bis Hinterstoder, durch den Ort durch, nach 1 km rechts Parkplatz Johannishof
Wegverlauf: Johannishof (1.080 m) – Schiederweiher (1.000 m) – Polsterlucke (1.144 m) – Klinsergut (1.066 m) – Schiederweiher (1.000 m) – Johannishof (1.080 m)
Beste Jahreszeit: Ganzjährig
Für Kinderwägen geeignet: Bei Schneelage ungeeignet, da die Wege teilweise als Loipen gespurt sind
Sehenswert: Sehr schöner, idyllischer Winterwanderweg
Besonderheiten: Das Wandern entlang der gespurten Loipen ist etwas anstrengend.
Einkehrmöglichkeiten: Jausenstation Polsterstüberl (Dezember und April teilweise geschlossen), Gasthäuser und Cafes in Hinterstoder

Stand: 2015

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