Türkensturz hat seine Sichel verloren

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 18.04.2023 - 11:13
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Der einzige Gipfelhalbmond des Landes ist am Wochenende in die Tiefe gestürzt © Gerald Stiptschitsch

Hoch über einer schroffen Felswand, oberhalb von Gleißenfeld in der Buckligen Welt, prangt seit 200 Jahren eine Ruine, die an die Türkenbelagerung erinnern soll. Durch eine Falle sollen hier im Jahr 1532 hunderte berittene Türken in den Abgrund gestürzt sein.
Wie es dazu kam, ist nicht gänzlich geklärt, verschiedene Sagen ranken sich um die damalige Tragödie. Eine davon besagt, dass ein weiß gekleidetes Mädchen die Türken auf den Felsen gelockt haben soll. Kurz vor dem felsigen Abgrund ist das Mädchen dann zur Seite gesprungen und die Türken samt ihrer Pferde stürzten in den über 600 m in die Tiefe. Eine andere Legende erzählt von kampfeslustigen Bauern, die die osmanischen Truppen durch den Wald bis zur felsigen Klippe, wo die Türken im Morgengrauen abgestürzt sind.

Felssturz nach Regenfällen

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Hier sind während der Türkenkriege die türkischen Reiter in die Tiefe gestürzt – ob wegen der Bauern oder eines weißen Mädchens weiß man nicht genau © Gerald Stiptschitsch

Wie auch immer sich die Geschichte rund um den Türkenabsturz auch abgespielt haben mag – im Jahr 1824 ließ Fürst Johann I. von Liechtenstein eine Ruine errichten, ganz im Stil der damaligen Stilrichtung der Romantik. Die verfallen anmutende Ruine wurde genau oberhalb der steilen Felswand errichtet und ist auch von weitem sehr gut sichtbar. Vor rund 60 Jahren kam dann der Sichelmond dazu, der über dem Turm prangte. 
Aufgrund der starken Regenfälle am vergangenen Wochenende ist der obere Teil des Turmes im Zuge eines Felssturzes hunderte Meter in die Tiefe gestürzt – und mit ihm auch besagte Sichel, nach der noch gesucht wird. 
Im Moment ist das Areal rund um die Ruine abgesperrt.

Wer den geschichtsträchtigen Platz besuchen möchte, kann dies im Zuge einer schönen Wanderung tun, die in Seebenstein startet und über den Türkensturz und den Sollgraben in einer großen Runde wieder zum Ausgangspunkt führt.
Hier geht's zur Wanderung: >> Tod im Morgennebel