Man lernt wohl schon in der Volksschule, dass ein Ganzes vier Viertel hat. Dennoch gibt es Fälle, wo man von dieser Regel abweichen muss. Das Bundesland Niederösterreich ist so einer! Mehr lesen ...
Die Koralm trennt die Bundesländer Kärnten und die Steiermark, der Tunnel schafft nun die lange ersehnte, rasche Verbindung © Photofex_AUT/Shutterstock
Es gibt eine neue, 130 km lange, zweigleisige Hochleistungsstrecke im österreichischen Bahnverkehr: die Koralmbahn verbindet Graz und Klagenfurt in weniger als einer dreiviertel Stunde. Ihr Herzstück bildet der 33 km lange Tunnel, dessen Planungen bereits in den 1980er Jahren begonnen haben. Er ist damit Österreichs längster Eisenbahntunnel, zählt auch zu den längsten in Europa und schafft eine direkte Verbindung auf der Südstrecke und im sogenannten baltisch-adriatischen Korridor.
Konkrete Pläne mit geologischen Untersuchungen wurden seit 1995 verfolgt – 30 Jahre später können am 14. Dezember 2025 erstmals Passagiere die Strecke im regulären Zugverkehr passieren. Große Meilensteine waren der offizielle Baubeginn 2008, 2020 erfolgte der endgültige Tunnel-Durchschlag und von 2023 bis 2025 fanden Test- und Schulungsfahrten statt, um die Verkehrstauglichkeit auf der Strecke zu gewährleisten.
Im Infopark Koralmbahn, direkt beim neu eröffneten Bahnhof Weststeiermark, ist der originale Bohrkopf ausgestellt, mit dem 2018 ein Weltrekord aufgestellt wurde © Photofex_AUT/Shutterstock.
Beträchtliche Verbesserungen und Zeitersparnis
Züge fahren heute mit bis zu 250 km/h durch die beiden einspurigen Parallelröhren, die alle 500 m mit Querverbindungen und in der Mitte mit einer großen Notfallstation ausgestattet sind. An seiner tiefsten Stelle liegt der Koralmtunnel 1,2 km unter der Erdoberfläche. Für den Bau waren über 100 Erkundungsbohrungen nötig. Die hier eingesetzten Lokführer benötigen eine gesonderte Schulung, über 800 haben diese bereits im Jahr 2025 absolviert.
Den Grundstein der Südbahn, die einst Wien mit Graz bzw. Laibach und Triest sowie auch Klagenfurt, Villach und Italien verband, legte Carl Ritter von Ghega. Er hat die Semmeringbahn – in den 1850er Jahren die erste Gebirgsbahn Europas – geplant. Heute ergänzen der Koralm-, und in weiterer Folge ab ca. 2030 auch der Semmeringtunnel, diese Meisterwerke im Bahnverkehr und ermöglichen deutlich verkürzte Reisezeiten. Statt bisher 2,5 bis 3 Stunden im Zug über Bruck an der Mur (oder 2 Stunden per Bus über die Autobahn) geht es jetzt in 42 bis 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt – und retour. Neben dem regionalen Pendlerverkehr wird das auch Verbesserungen für den internationalen Güterverkehr bringen.
Einer der durch den Bau neu eröffneten Bahnhöfe ist der Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian. Dort lohnt es sich, auszusteigen. Denn am größten für den Bau der Koralmbahn neu errichteten Bahnhof wartet ein Infopark, der die spannenden Details rund um die neue Bahnstrecke und ihre Entstehung greifbar macht. Die Infotafeln werden durch ein spektakuläres Ausstellungsobjekt ergänzt: der originale Bohrkopf, der im Jahr 2018 den Weltrekord für den längsten durchgehenden maschinellen Tunnelvortrieb aufgestellt hat, kann dort rund um die Uhr besichtigt werden.
Info: Infowelt Koralm
