Die astronomische Uhr von Besançon

Ein Artikel von s.buehn | 29.02.2020 - 08:00
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Allein alle 70 Ziffernblätter der Uhr abzulesen, kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen © Philip Bird LRPS CPAGB/Shutterstock.com

Knappe sechs Meter hoch und zweieinhalb Meter breit erstreckt sich das imposante Uhrengehäuse im eigenen Uhrensaal der Kathedrale Saint-Jean. Ein eigener Saal für horologische Meisterwerke ist kein Wunder für die Stadt Besançon, da sie doch lange Zeit als eine von Europas wichtigsten Uhrmacher-Hauptstädten galt. Doch die sich hier befindliche astronomische Uhr, kann man getrost als Wunderwerk bezeichnen.

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Hier wird die aktuelle Position der Sternzeichenbilder am Himmel angezeigt © Philip Bird LRPS CPAGB/Shutterstock.com

Vor rund 160 Jahren wurde das mechanische Kunstwerk von Auguste-Lucien erbaut. Seit 1860 ist die astronomische Uhr in Betrieb, muss aber dazu täglich per Hand aufgezogen werden. Warum sie so besonders ist, ist unter vielem anderen die ungewöhnliche Tatsache, dass sie vom Inneren der Kathedrale aus über lange Hammerzüge aus Drahtseil und sogenannte Kardanwellen (Zeigerleitungen) die Zeiger von vier Uhren auf den Außenseiten des Uhrenturms der Kathedrale ansteuert und auch die Hämmer der Turmglocken. Die Uhr besteht aus über 3.000 robusten Einzelteilen. Insgesamt werden von der Uhr 122 astronomische Anzeigen bewegt.

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Tausende von Zahnrädern sind miteinander über Leitungen und Drahtseilzüge verbunden © Philip Bird LRPS CPAGB/Shutterstock.com

Auf 70 verschiedenen Zifferblättern lassen sich Informationen wie die lokale Uhrzeit an 17 Orten auf der ganzen Welt ablesen, der aktuelle Stand der Gezeiten mit Meereshöhe in acht der größten Häfen Frankreichs, die Mondphasen, Tierkreiszeichen und vieles mehr. Der Jahreskalender, der natürlich Monat, Wochentag, sowie Sonnenauf- und untergänge exakt anzeigt, berechnet sogar die Schaltjahre mit ein. Es muss dieses Jahr also niemand beim Uhrenstellen extra aufpassen! Und ab 2021, wenn die Zeitumstellung wieder endgültig abgeschafft wird, muss die Uhr gar nicht mehr „gestellt“ werden. In Frankreich wurde die Sommerzeit Mitte des 20. Jahrhunderts eingeführt, also konnte Auguste-Lucien diese 1858 noch gar nicht berücksichtigen. Aber wir sind uns sicher: hätte es die Zeitumstellung damals gegeben, hätte dieses Genie mit Sicherheit auch diese in seinem Meisterwerk eingebaut.

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Ein kunstvolles Neorenaissancegehäuse birgt die komplexe Apparatur © Philip Bird LRPS CPAGB/Shutterstock.com