Leonardo da Vinci – ein Universalgenie

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 20.09.2021 - 12:14
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Leonardo da Vinci war ein Universalgenie auf vielen Gebieten © Myper/Shutterstock

Der am 15. April 1452 in Vinci (eine kleine Stadt westlich von Florenz in der Toskana) geborene Universalgelehrte durfte sich nämlich als Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph bezeichnen. In dieser Berufung wurde er zum Urvater genialer Erfindungen und beeindruckender Gemälde. Grund genug, um behaupten zu düfen, dass er unumstritten seiner Zeit, die mit der Renaissance ohnehin schon eine hohe Entwicklung aufzuweisen vermochte, zwei oder drei Schritte voraus war. Seine damaligen Machenschaften waren eingebettet in eine gedeihende und aussichtsreiche wirtschaftliche Lage. Insbesondere die reichen Familien der Medici in Rom und der Sforza in Mailand verhalfen da Vinci dabei, viele seiner Ideen nicht nur zu planen und skizzieren, sondern auch umzusetzen. Ein Abschwung dieser Hochkunjunktur war erst durch die Entdeckung Amerikas von Columbus im Jahr 1492 zu erkennen. Bis dahin war Italien eines der fortgeschrittensten Länder Europas. Mittendrin in dieser spannenden Zeit werkelte ein genialer Denker namens Leonardo da Vinci an seinen Ideen.

Was vor 500 Jahren geschah

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Vinci in der Toskana, hier wurde Leonardo geboren © StevanZZ/Shutterstock

Von der kleinen Stadt in der Toskana, in der er geboren wurde, trägt Leonardo den Namen „Vinci“. Seine Lehre machte der wissbegierige Schüler bei Verrocchio, einem berühmten Bildhauer in Florenz. Alles verlief prächtig für  ihn, doch dann kam der erste Dämpfer: Im Jahr 1476 stand er der Anklage der „Sodomie“ gegenüber. Ihm wurde vorgeworfen, sexuelle Dienste eines homosexuellen Prostituierten in Anspruch zu nehmen. Doch er wurde freigesprochen und schon ein Jahr später, im Jahr 1477, kam er zu „Lorenzo il Magnifico“, dem damaligen Stadtherren von Florenz. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er als freier Künstler unter dessen Patronage. Im Jahr 1482 erhielt er dann die Möglichkeit, am Hof der Sforza (zu dieser Zeit die Herzöge von Mailand) zu arbeiten, weshalb er seinen Lebensmittelpunkt in die Lombardei verlegte. Diese Zeit war wohl eine seiner erfinderischsten.
Obwohl sein Charakter starke pazifistische Seiten aufzeigte, empfahl er sich als Erfinder und Ingenieur wichtiger Militärs­technik. Das war wegen der bevorstehenden Kämpfe zwischen der Republik Venedig und Mailand von Bedeutung. In den letzten Jahren in Mailand, zwischen 1495 und 1498, entstand schließlich eines seiner wichtigsten Kunstwerke: Das Abendmahl. Mehr davon sollte folgen: Die Jahre zwischen 1499 und 1512 bezeichnen Historiker oft auch als „Wanderjahre“, hier hat es ihn mit Zwischenstationen von Florenz bis nach Rom gezogen. Es war die Zeit, in der er die Gemälde von Mona Lisa und Salvator Mundi gezeichnet hat. Beide haben heute einen starken Bezug zum Louvre. Die Mona Lisa ist im Louvre in Paris zu sehen und Salvator Mundi, mit knapp 450 Millionen US-Dollar Verkaufswert das teuerste Gemälde der Welt, wird bald im Louvre Abu Dhabi ausgestellt sein. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Leonardo da Vinci nicht mehr in Italien, sondern in Frankreich. König Franz I, den er in Mailand kennengelernt hat, hat ihn auf sein  idyllisches Schloss „Clos Lucé“ in Amboise eingeladen. Hier ist er letztlich am 2. Mai 1519 – vor mehr als 500 Jahren – verstorben. 

Leonardo da Vinci – der Vordenker

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MILAN, ITALY - JUNE 9, 2016: flying machine models of Leonardo da Vinci's scientific studies displayed at the Science and Technology Museum Leonardo da Vinci © Copyright (c) 2016 Viktor Gladkov/Shutterstock. No use without permission.

Bill Gates hat Leonardo da Vinci als einen Mann bezeichnet, der kurz davor war, alles zu wissen, was die Menschheit zu seiner Zeit wusste. Nicht zuletzt war da Vinci daran bestrebt, seine eigene Enzyklopädie zu verfassen. Dass sogar Bill Gates ein Verehrer des großen Universalgelehrten ist, beweist die Tatsache, dass er sich 1994 eines seiner Notizbücher für stolze 30,8 Millionen US-Dollar erstanden hat. Den „Codex Leicester“, wie ihn Gates später umtaufte, konnte man anlässlich des Jubiläums bis 20. Jänner 2019 in den Uffizien in Florenz einsehen.  Doch keine Sorge,  wenn Sie diese verpasst haben: Verschiedenste Museen begrüßen den Codex immer wieder für kurze Zeit in ihren Räumlichkeiten. Insgesamt gibt es noch weitere 32 solcher Aufzeichnungen, die sich im Umlauf befinden. Sie zeigen, dass Leonardo da Vinci ein Vordenker war. Anstatt sich – wie in der Renaissance üblich – mit der Pracht der antiken Kunst auseinanderzusetzen, war er ein Berufener der Natur. Beinahe alle seiner Ideen und Kunstwerke finden ihre Inspiration in der Natur. So hat er in seinen Schriftstücken stets auf die bionischen Komponenten seiner Erfindungen verwiesen – das zeigt sich insbesondere bei seinen Fluggeräten, deren Flügel denen von Vögeln gleichen.

Codex atlanticus: größte Sammlung von Skizzen und Zeichnungen von da Vinci

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In der Biblioteca Ambrosiana in Mailand befindet sich der Codex atlanticus © Claudio Divizia/Shutterstock

Es bieten sich viele Gelegenheiten in Italien, die Gemälde, Skizzen und Maschinen von Leonardo da Vinci hautnah zu erleben. Wer glaubt, die meistbesuchten Städte Italiens seien Rom oder Venedig, der täuscht sich: Mailand zählt jährlich die meisten Touristen. Grund dafür ist u. a., dass man in der lombardischen Stadt eines der berühmtesten Werke da Vincis zu Gesicht bekommt: „Das Abendmahl“. Außerdem findet man eine Sammlung an Skizzen und Schriften zu seinen Werken im „Codex Atlanticus“, der in der „Biblioteca Ambrosiana“ untergebracht ist.
Nach einer jahrhundertelangen Reise und einem Zwischenhalt bei Napoleon in Paris ist der „Codex Atlanticus“ schließlich hier in Mailand gelandet, wo Besucher die wertvolle Sammlung einsehen können. Der Codex Atlanticus ist die größte Sammlung an Zeichnungen und Skizzen von Leonardo Da Vinci und enthält Gedanken zu Mechanik, Mathematik, Astronomie, Botanik, Geographie, Physik, Chemie und Architektur. Außerdem werden darin theoretische und praktische Aspekte der Malerei, Bildhauerei, Optik und Perspektive behandelt. Die Zeichnungen darunter zeigen Kriegsmaschinen, Taucheranzüge, Fluggeräte, architektonische und urbanistische Projekte oder auch Brückenkonstruktionen. Der Zuwachs von mehr als 700 Seiten ist das Produkt mehrerer Neuausrichtungen. Viele der Besitzer haben über die Zeit hinweg einzelne Seiten neu geordnet.