Südtirol: Mit dem Auto vom Überetsch ins Unterland

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 28.09.2021 - 12:43
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Eppan an der Südtiroler Weinstraße © Oswald Stimpfl

Wer kennt nicht Tramin, die Heimat des Gewürztraminers, oder den Kalterer See, den hellen, trinkigen Rotwein, der von den Lagen rund um den See und das Dorf Kaltern stammt? An der rechten Talseite liegt etwas erhöht, „über der Etsch", das Überetsch mit den großen Weindörfern Eppan und Kaltern, weiter südlich sind die Orte Tramin, Kurtatsch und Mar­greid an der Weinstraße aufgereiht, bis sich das Etschtal bei der Salurner Klause wieder verengt. Im Talgrund fahren wir durch Salurn im Unterland. Wir kommen durch schöne Dörfer mit pittoresken Gassen und stattlichen Häusern, besuchen Weinbetriebe und spazieren am See entlang. Ein großer Teil unserer Rundfahrt verläuft auf der Südtiroler Weinstraße

Eppan – Schlösser, Bauernhäuser und Ruinen

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Burg Hocheppan © VasquezLaboratorium/Shutterstock

 Wir verlassen Bozen in westlicher Richtung und nehmen die Staatsstraße nach Eppan und Kaltern. Nach 9 km Fahrt, im letzten Teil mit leichter Steigung durch Obstanlagen und Weinberge, fahren wir an einer Gabelung rechts ab. Achtung, wir finden den Ortsnamen Eppan, der für die Verwaltungsgemeinde steht, nicht, wir folgen dem Schild „St. Michael“ zum Parkplatz am Ortsrand. 
Die Burg Hocheppan und die Grafen von Eppan haben dem Landstrich am Fuß der Mendel den Namen gegeben. Die stolze Burg in dominie­render Hanglage ist zu einer, wenn auch gut restaurierten Ruine herabgesunken, die einst dort lebenden Grafen längst ausgestor­ben, geblieben ist der Name Eppan, der auf die Verwaltungsgemeinde mit den verschiedenen Ortsteilen übergegangen ist. Wir besuchen St. Michael, den Gemeindesitz, mit einem schönen, verkehrsberuhig­ten historischen Dorfkern, Cafes, Läden und Restaurants. Seit jeher waren Eppan und das Überetsch beliebter Wohnort, in der Reben­landschaft finden wir alte Bauernhäuser und schlossartige Landsit­ze, im Ortskern stattliche Bürgerhäuser. Aus der gelungenen Ver­schmelzung zwischen lokaler Bautradition und italienischer Renaissancearchitektur entwickelte sich der „Überetscher Stil“, eine eigene Bauweise, die durch die charakteristischen Doppelbogenfens­ter des herrschaftlichen Wohntrakts im ersten Stockwerk gekenn­zeichnet ist. 

Von Kaltern zum Kalterer See

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Kaltern nahe des Kalterer Sees © Oswald Stimpfl

Zurück auf der Staatsstraße, fahren wir durch herrliche Wein­berge nach Kaltern. Einen Querschitt durch das lokale Weinangebot bietet das Wein­haus Punkt, ein Gemeinschaftsprojekt der Kalterer Weinproduzen­ten. Hier werden Weinverkostungen und -verkauf mit kleinem Restaurant angeboten. 
Nun geht es auf der Weinstraße in Richtung Süden, zum Kal­terer See, der vom Talgrund heraufblitzt. Am viel besuchten See liegen die besten Bademöglichkeiten am Westufer, es gibt leider keinen freien Zugang zum See, dafür mehre­re attraktive öffentliche Badeanstalten, von denen das gemeinde­eigene „Lido" eine schöne Liegewiese, Sonnenstege, ein Cafe und Restaurant und einen Pool auf Stelzen, also mit Aussicht, bietet. Eine Gaudi für Jung und Alt kann auch Tretboot fahren sein. 

Die Heimat des Traminers

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Tramin an der Südtiroler Weinstraße © travelpeter/Shutterstock

Wieder zurück auf der Weinstraße, fahren wir am Westufer des Sees entlang bis zum Nachbardorf Tramin, der Heimat des berühmten Weißweins. Um das Dorf zu erkunden, parken wir am zentralen Min­delheimer Platz und erkunden von dort aus den historischen Ortskern mit seiner prächtigen, gotischen Pfarrkirche. Auch in Tramin sind Wein und Reben allgegenwärtig. Und im Norden des Dorfes, an der Einfahrt, macht das mit symbolischen grünen Weinranken umschlungene Gebäude der Traminer Kellerei für den weißen Traminer Werbung. Am Dorfplatz erinnert ein runder Brunnen mit einer seltsamen Brunnenfigur an den Egetmann, eine Figur des Traminer Faschingsumzugs, der alle ungeraden Jahre mit großem Pomp und viel Volk abgehalten wird. Das Hoamet-Tramin ­Museum (Hoamet ist das Dialektwort für Heimat), wenige Schritte entfernt, erzählt das Leben von Tramin und auch den Brauch des Egetmannumzugs.

Weinidylle an der Grenze zum Trentino

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Kurtatsch liegt malerisch mitten in den Weinbergen © Oswald Stimpfl

Nach der Abfahrt von Tramin ist unser nächstes Etappenziel Kurtatsch. Das Dorf liegt auf einem Hügel inmitten herrlicher Weinberge, die sich vom Talboden bis zu den Bergflanken hochziehen. In den heißen Tatlagen wachsen die mächtigen Rotweine, auf den steilen Leiten die aromatischen Weißweine
Von Kurtatsch fahren wir weiter nach Süden bis nach Mar­greid. Margreid duckt sich eng an den steilen Berghang – es zeigt sich ein ähnliches Dorfbild wie im benachbarten Kurtatsch mit schönen Ge­höften und Ansitzen
Wir bleiben noch etwas auf der Weinstraße, nehmen dann die SP 14 und biegen dann nach links ab in Richtung Salurn. Auf der östlichen Talseite an der Provinzgrenze zum Trentino gelegen, weist Salurn schon einen beträchtlichen italienischen Bevölke­rungsanteil auf. Es bildet den südlichsten Punkt unserer Rundtour, das Tal verengt sich an dieser Stelle und bildet die Salurner Klause. Ein Gang durch die Dorfgassen zeigt uns einmal mehr alte repräsen­tative Bausubstanz, auch wenn etliche der schönen, historischen Ansitze ein wenig von ihrem Glanz verloren haben. 
Auf der breiten, gut ausgebauten Staatsstraße geht es schließlich auf dem Rückweg an der östlichen Talseite des Etschtals in Richtung Bozen zurück.

Buchtipp: Die schönsten Autotouren in Südtirol

Spektakuläre Straßen, einladende Gaststätten, kurze Wanderungen. Einsteigen und losfahren: auf kurvigen Panoramastraßen mitten in den Bergen, vorbei an kulturgeschichtlich interessanten Bauten und idyllischen Weingärten. Dieses Buch liefert Anleitungen für gelungene Rundfahrten mit entspannenden „Boxenstopps“. 

Oswald Stimpfl
Folio Verlag
168 Seiten
€ 16,–
ISBN 978-3-8525-6831-7