An der schönsten Küste Englands

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 03.12.2021 - 10:01
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South West Coast Path © Lukasz Pajor/Shutterstock

„Meur ras“, die kornischen Worte, um sich zu bedanken. Begibt man sich auf die Pfade des Weitwanderweges, dann bleibt meist nicht mehr als sich mit einem herzlichen „Meur ras“ bei den eigenen Beinen und dieser malerischen Region zu bedanken. Es sind Impressionen fürs Leben .

Sehnsuchtsziel Cornwall

Da wären goldbraune, langgezogene Strände, an denen die kniehohen Wellen im Sekundentakt eintreffen. Außerdem: Reges Treiben auf den Fischmärkten, deren frischer Geruch der Vorbote exzellenter Abendgerichte ist und der spritzige Apfelwein namens „Cider“, den unsereiner als Most bezeichnen würde. Oder die sattgrünen Hänge am Meer, die ihre steinigen Zungen in das Wasser hängen lassen, und die schmalen Pfade entlang der Küste, die in der Dämmerung am schönsten zu sein scheinen.
Um ehrlich zu sein: Es gibt so vieles, das es zu bewundern gilt und es fühlt sich ein bisschen so an, als ob man hier am fruchtbarsten Boden stapft, den dieser Planet zu bieten hat. Doch vieles hiervon bekommt man im Südwesten Englands nur am Rande mit – im wahrsten Sinne. Spöttisch nennt man Cornwall auch den Rahmen ohne Bild. Entlang dieses Rahmens verläuft der kornische Teil des „South West Coast Paths“, der ein Gaudium der Sinneseindrücke und eine gelungene Herausforderung für die Beine ist. Nicht umsonst gilt Cornwall als ein Sehnsuchtsziel.

Cornwall für jeden Geschmack

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South West Coast Path © Paul Nash/Shutterstock

Der „South West Coast Path“, wie er in seiner Herkunftssprache genannt wird, hat knapp 480 km an Wanderwegen direkt an der Küste anzubieten. Weitet man diese Strecke auf das Landesinnere aus, dann sind es fast 4.000 km. Die meisten Wanderer entscheiden sich für die Strecke direkt an der Küste und erhaschen so die schönsten Anblicke des Atlantiks, faszinierende Eindrücke in die Kleinstädte Südwestenglands und lernen die authentischsten Gesichter der Region kennen.
Ein Teil des „South West Coast Path“ verläuft ausschließlich in und rund um Cornwall und wird deshalb als „Cornwall Trail“ bezeichnet. Die Gestaltung der Route hat man gänzlich selbst in der Hand, denn entlang der Strecke kann man seine Entdeckungstour zu jedem Zeitpunkt so gestalten, wie man das gerade möchte. Wo es Ihnen am besten gefällt, bleiben Sie ganz einfach für längere Zeit.
Welcher Teil Cornwalls nun am schönsten ist, bleibt dennoch Geschmackssache. Viele meinen ja, ganz Cornwall sei echt und einzigartig, der Norden sei jedoch noch ein Stückchen echter. Doch keine Sorge, falls der Norden doch nichts für Sie ist: Von Bude im Norden bis nach Plymouth im Süden werden Sie ganz bestimmt auf den Geschmack kommen, sodass auch Sie Ihre kornische Seite für sich entdecken könn

Entstehungsgeschichte des Trails

Wer die breiten Strände an der kornischen Küste im Blick hat und sich über das von den Wellen schäumende Wasser erfreut, der ist sich vielleicht gar nicht darüber im Klaren, wie viel einem dieser Anblick verschweigt. Zahlreiche Schiffe zählt der Meeresgrund hier zu seinem Inventar, nur wenige wurden dabei vom Sturm an die Klippen getrieben. Der Küstenweg entstand nämlich aus den Pfaden der Schmuggler und Wrackplünderer, die hier lange Zeit ihr Unwesen trieben. Um deren Machenschaften in den Griff zu bekommen, richtete man einen Pfad ein, der es der Küstenaufsicht erleichtern sollte, auf verdächtige Aktivitäten einzusehen. Aus diesem Grund verläuft der Weg selten direkt von einem Ort in den nächsten, sondern wählt jederzeit die  Route entlang der Küste. Das ist es allerdings auch, das den Küstenpfad ausmacht: Herausragende Aussichten auf die Küste und ganzjährig begehbare Wege.

Die schönsten Orte Cornwalls

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South West Coast Path – Land's End © Helen Hotson/Shutterstock

Entlang des Cornwall Trails gibt es viele Sehenswürdigkeiten, die es zu erwandern gilt. Von einigen hat man vor der Reise schon gehört, einige sind versteckte Überraschung während der Reise. So sind das „Minack Theatre“, der „Fistral Beach“ oder der „St. Michaels Mount“ bestimmt keine Unbekannten für diejenigen, die sich mit Cornwall schon länger beschäftigen. An diesen gibt es deshalb auch kein Vorbeikommen!
Das „Minack Theatre“ können Sie problemlos an einem Tag gemeinsam mit dem nahegelegenen „Land‘s End“ besichtigen. Doch first things first: Das Minack Theatre ist gar nicht so alt, wie so manch‘ einer vermuten mag. Das Grundstück, auf dem das einzigartige Freilichttheater heute steht, hat Rowena Cade in den 1920er  Jahren gekauft. Für damals 100 Pfund, das sind heute geschätzt 10.000 Euro, hat sie es sich zu ihrem Eigen gemacht. Gleichzeitig war das der Startschuss zum Projekt ihres Lebens, denn bis zu ihrem Tod (1983) hat sie eifrig an diesem Werk gearbeitet. Heute finden hier alle paar Wochen Aufführungen statt.
Ein paar Kilometer westlich liegt das besagte „Land‘s End“. Der Name rührt daher, dass die Spitze der Westzunge, also „Land‘s End“, der westlichste Punkt des Festlandes von Großbritannien ist. Hier stürzen die Klippen meterweit in die Tiefe und stellen einen einmaligen Anblick zur Schau. Wandert man weiter hoch in den Norden, dann zeigt sich einem das Surferparadies am „Fistral Beach“. Dieser liegt an der Nordküste von Cornwall und ist in ganz England bekannt – zumindest unter Surfern. Wo berühmte Sehenswürdigkeiten sind, sind oftmals auch Scharen voller Menschen, was auch auf diesen Ort zutrifft. Wer sich also nach gemütlicheren Stränden sehnt, und die gibt es in Cornwall zur Genüge, der sucht Orte wie „Kennack Sands“ oder „Sandy­mouth Beach“ auf.

Doppelgänger und Rosamunde Pilcher

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St Michael's Mount – South West Coast Path © travellight/Shutterstock

Haben Sie schon einmal vom „St. Michaels Mount“ gehört? Bei der Gezeiteninsel handelt es sich mehr oder minder um die Zwillingsschwester des berühmten Mont-Saint-Michel im Norden Frankreichs. Das englische Pendant liegt an der Südwestspitze knapp 300 m vor dem Ort Marazion. Kein Vorbei gibt es auch an den alten Herrenhäusern, die man im Land von Rosamunde Pilcher so häufig zu sehen bekommt. Gartenliebhabern drängen sich da insbesondere die „Lost Gardens of Heligan“ und der „Trebah Garden“ auf. Um in Cornwall jedoch das urbane Leben zu Gesicht zu bekommen, muss man sich etwas mehr anstrengen. Aber auch hierbei wird man fündig! In der Kleinstadt „St. Ives“, in die viele Künstler aus dem ganzen Land ihren Lebensmittelpunkt verlegen, können Sie den taktvollen Herzschlag einer französisch-angehauchten Hafenstadt genießen. Es erwarten Sie fantastische Kunstgalerien und eine beeindruckende Kochkunst (v. a. Fischgerichte).
Vieles, das die Küste Cornwalls ausmacht, bleibt Teil Ihrer eigenen Geschichte. So nehmen die meisten den „South West Coast Path“ von Norden nach Süden in Angriff und dennoch berichten sie (egal für welche Richtung man sich entscheidet) von ihrem kornischen Abenteuer unterschiedlich. Bei dieser Vielfalt der Eindrücke sind wir gespannt, was Sie zu erzählen haben werden – viel Spaß!