Poutine – kanadisches Fast-Food mit Kultstatus. Wer im französischsprachigen Teil des Landes unterwegs ist, sieht es an jeder Ecke. Mehr lesen ...
Seit Anbeginn der Landwirtschaft danken Menschen den Göttern oder der Natur für reiche Ernten. Obwohl sich Formen, Zeiten und Symbole in den verschiedenen Regionen und Religionen unterscheiden, verbindet alle Erntedankfeste – auch in der zunehmend industrialisierten Welt - ein gemeinsamer Gedanke: Dankbarkeit für das, was die Erde hervorbringt und Demut vor ihren Kräften.
Christlich geprägtes Erntedankfest
Meist wird in Österreich und Deutschland am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Ursprünglich hat der ländliche Brauch christliche Wurzeln, die bis ins 18. Jh. reichen. Kirchen werden mit Früchten, Getreide und Blumen geschmückt, besonders auf dem Land gibt es festliche Umzüge mit geschmückten Wagen, Musik und traditionellen Trachten. Die typischen Erntekronen werden aus Ähren geflochten und mit verschiedenen Feldfrüchten geschmückt – ein Symbol für die Vollendung des Wachstumszyklus. Für die Vergänglichkeit steht ein leer bleibender Arm, der an etwaige Ernteausfälle und den Kreislauf des Lebens erinnert.
Homowo
In Ghana wird der Hunger ausgelacht, was Homowo bedeutet. Es erinnert an eine überstandene Hungersnot und markiert den Beginn der Erntezeit. Es wird getanzt, getrommelt und ein traditioneller Maisbrei namens Kpokpoi verteilt.
Kein seltenes Bild im Herbst – für gläubige Juden ist der Bau einer Laubhütte essenziell, wenn nötig auch am Balkon © Yehoshua Halevi/Shutterstock
Laubhüttenfest
Im Judentum feiert man Sukkot, das Laubhüttenfest. Im Herbst, fünf Tage nach dem Versöhnungstag, wird eine Woche lang im September oder Oktober gefeiert. Dabei erinnert man sich einerseits an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die 40 Jahre, in denen sie durch die Wüsten zogen und in provisorischen Hütten lebten, andererseits ist es ein typisches Erntefest. Der Bau der Laubhütte ist dabei wichtig: aus einfachen Materialien, etwa aus Zweigen oder Laub, wird im Garten oder am Balkon eine Laubhütte errichtet. Viele Familien essen während diesen Feierlichkeiten auch in der Hütte, die festlich geschmückt wird und den Blick auf die Sterne ermöglichen soll. Außerdem werden Zweige von bestimmten Pflanzen (Palm, Zitrone, Myten und Bachweiden) in die vier Himmelsrichtungen geschwenkt. Sukkot ist eines der gastfreundlichsten jüdischen Feste und verbindet Erinnerung an die Zeit in der Wüste, Dankbarkeit für die Ernte und Freude über die Gemeinschaft miteinander.
Mondfest (Zhongqiu Jie)
Das chinesische Mondfest, das im achten Monat des Mondkalenders stattfindet, ist ein wichtiges Erntedankfest in Asien. Es ehrt den vollen Herbstmond als Symbol der Fülle und des Zusammenhalts. Familien treffen sich, um Mondkuchen zu essen, Laternen steigen zu lassen und die Mondgöttin Chang’e zu ehren. Der runde Mondkuchen symbolisiert Einheit und Glück.
Niiname-sai
In Japan wird am 23. November der Tag des Dankes für die Arbeit gefeiert, der aus alten Reis-Erntefesten hervorging. Früher brachte der Kaiser den Göttern den ersten Reis des Jahres dar. Heute ist der Feiertag säkularisiert und dient der Wertschätzung von Arbeit und Gemeinschaft.
Pongal und Onam
Auch in Indien feiert man die Reisernte - Pongal findet im Jänner statt. Das Fest dauert vier Tage, an denen Kühe geschmückt, Häuser bemalt und Süßspeisen aus frisch geerntetem Reis gekocht werden. Im Bundesstaat Kerala zelebriert man Onam – ein buntes Volksfest mit Bootsrennen, Blumenbildern und festlichen Mahlzeiten, das ebenfalls auf eine reiche Ernte zurückgeht.
Typisch amerikanisch – Kürbis und Truthahn dominieren den voll gedeckten Tisch © Pixel-Shot/Shutterstock
Thanksgiving
Das wohl bekannteste Erntedankfest der Welt ist Thanksgiving, das in den USA am vierten Donnerstag im November gefeiert wird. Es erinnert an das Jahr 1621, als die englischen Pilgerväter gemeinsam mit den Wampanoag-Indianern das Überleben im neuen Land feierten. Heute steht weniger der religiöse Dank, sondern die familiäre Gemeinschaft im Vordergrund. Der Truthahnbraten ist zentrales Symbol des Festes, ebenso wie Kürbis, Mais und Preiselbeeren – Früchte der amerikanischen Herbsternte.
Etwas nördlicher feiert man Thanksgiving früher - bereits am zweiten Montag im Oktober findet das Fest in Kanada statt. Auch hier steht Dankbarkeit im Mittelpunkt, begleitet von Festessen und familiärem Zusammensein.
Festa da Colheita
In ländlichen Regionen Brasiliens gibt es farbenfrohe Erntefeste, die katholische Traditionen mit indigenen und afrikanischen Einflüssen verbinden. Kirchen werden geschmückt, Prozessionen ziehen durch die Straßen und Volksmusik begleitet die Dankgebete.