Der Grimmensteiner Wasserweg - der echte

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch | 19.05.2020 - 09:32
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Das alte Bauernhaus ist eigentlich eine ehemalige Mühle © Gerald Stiptschitsch

Grimmenstein im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen ist vor allem wegen seiner Burg bekannt, die seitlich auf einem pyramidenförmigen Berg thront und von der Südautobahn zu sehen ist. Durch den Ort und das Tal fließt die Pitten, ein schmaler Fluss, der früher auch zum Warentransport verwendet wurde.
Sowohl der Ort als auch die umliegende Landschaft gehört zur Buckligen Welt, die im Dreiländereck von Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark liegt und durch ihre Topografie der Landschaft auch als „Land der 1000 Hügel“ bezeichnet wird.

Im Ausflugsführer der Buckligen Welt und auch bei der Tourismusinfo Wiener Alpen wird der Grimmensteiner Wasserfall als Ausflugsziel genannt, allerdings sind hier die Angaben teils unrichtig oder unpassend.

Hinauf zur Ursulaquelle

Wir starten unsere Wanderung am Bahnhof Edlitz-Grimmenstein und reisen entweder mit der Bahn von Graz bzw. von Wien-Hbhf. kommend oder mit dem Auto an und stellen dieses hier auf dem kostenfreien Parkplatz ab.
Wir überqueren die Bundesstraße und gehen in die Schulgasse Richtung Rathaus und Ortskirche. Die Schulgasse gerade aus weiter verlassen wir die Ortschaft, gehen über die Rieger-Brücke der Pitten und halten uns rechts Richtung Petersbaumgarten. Hier passiert nun auf vielen Wegbeschreibungen ein deutlicher Fehler: Die Route führt uns erneut über eine Brücke, den Weidensteg und dann gleich am rechten Ufer der Pitten entlang weiter. Doch hier gibt es weit und breit keinen Weg! Man müsste sogar fremdes Firmengelände betreten und über Privatgrundstücke gehen, damit die Wegbeschreibung eingehalten werden kann.
Wir  gehen daher NICHT über den Weidensteg, sondern folgen dem asphaltierten Thermenradweg weiter nach Petersbaumgarten immer an der Pitten entlang. Mehrere Rastplätze laden zum Verweilen ein, darunter auch eine Hängematte, ein Spielturm und drei Infotafeln zur Burg Grimmenstein, die am gegenüberliegenden Berghang thront.
Wir vernehmen - wie übrigens am gesamten Weg - das ewige Rauschen der Autobahn, selbst die Pitten kann mit ihrem Geplätscher den Lärm nicht überblenden. So passieren wir auch zwei Autobahnunterführungen und gelangen zu einer Straße, dem Kulmweg, wo wir rechts zur Bundesstraße gehen, wo sich ein park&ride-Parkplatz und eine alte Dampfwalze befindet.
Der Bundesstraße rechts etwa 100 folgend queren wir über einen Zebrastreifen die Straße zur Freiwilligen Feuerwehr und gehen Richtung Ursulaquelle  stetig die Quellgasse hinauf.
Vorbei an einem „Alten Bauernhaus“ - eigentlich eine alte Mühle - erreichen wir schließlich die Ursulaquelle und biegen hier rechts in den Wald ab (Markierung grün, G2. Übrigens kurz darauf eine weitere grüne Markierung - die einzig beiden Farbmarkierungen auf der Strecke), wo wir weiterhin stetig bergauf wandern, bis wir bei einer Weggabelung mit Park am Waldrand den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht haben.
Nun geht es wieder bergab, stetig begleitet vom Rauschen der Autobahn, stoßen direkt auf die A2 und befinden uns schließlich in der Ortschaft Hütten, wo wir erneut die Autobahnunterführung nützen und die Bahngleise queren. Ein Grabstein, als „Pichler-Beiglböck-Kreuz“ ausgewiesen erinnert an ein Zugunglück an dieser Stelle, an der die beiden Männer von einem Zug erfasst wurden und starben.

Kurz darauf, beinahe schon unscheinbar neben den verbauten Grundstücken, ist die kleine Kapelle von Hütten zu sehen. Die Bundesstraße queren und nun nach ca. 100 m rechts der Wegbeschilderung über den Weidensteg folgen und von da an der bekannten Route wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit

Ein angenehmer Spazierweg mit Kindern, da dieser großteils eben verläuft. Wird als „Schöner Wanderweg“ angepriesen, unserer Meinung nach gibt es deutlich schönere in der Umgebung. Man wird stetig vom Rauschend er Autobahn begleitet. Der propagierte „Wasserweg“ zeichnet sich durch die Pitten und die Ursulaquelle aus, wer sich mehr „Wasserreichtum“ verspricht, wird enttäuscht sein. Zudem ist der Weg vor Ort nicht mal als „Wasserweg“ angeschrieben.

Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof Grimmenstein-Edlitz
Höhenunterschied: 70 m (auch hier variieren die Angaben zwischen 50 und 83 m)
Weglänge: 6,6 km (in manchen Beschreibungen wird der Weg Rundweg von Weidensteig bis Weidensteg ohne Abstecher zum Rathaus und Bahnhof mit 6 km angegeben, in anderen Beschreibungen der exakt gleiche Weg mit 5 km Länge). Wir sind exakt 6,6 km gegangen.
Gehzeit: 1 Stunde, 50 Minuten
Einkehrmöglichkeiten: mehrere in Grimmenstein, Gasthof Pichler in Petersbaumgarten.
Wegstrecke: Bahnhof Grimmenstein-Edlitz - Rathausplatz - Schulgasse - Oberer Auweg - entlang des Pittenflusses - Petersbaumgarten - rechts abzweigen Richtung Autobahnmeisterei - beim Gasthaus Pichler Bundesstraße überqueren - Kegelgraben bis Ursulaquelle - rechts durch den Wald Richtung Grimmenstein - Kieneggerstraße - Hütten - Weidensteg - Oberer Auweg - Schulgasse - Rathausplatz -Bahnhof Grimmenstein-Edlitz

Unsere Route zur Wanderung finden Sie auf outdooractive.com.