Vom Reintaler zum Berglsteiner See

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Gerda Walton | 10.11.2020 - 09:56
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Von Kramsach ­kommend erreicht man zuerst den ­malerischen Krummsee © Gerda Walton

Wenn einen die aus Umweltschutzgründen verordnete Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn durch das Tiroler Unterland zu einer eher gemütlichen Fahrweise zwingt, bietet sich die Chance, einmal den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sich per pedes auf Entdeckungsreise durch die schöne Landschaft zu begeben. Bei der Autobahn-Abzweigung Brixlegg gelangt man entweder nach Alpbach oder in Richtung Kramsach. Auch wenn das berühmte Alpbachtal immer ein lohnendes Ausflugsziel darstellt, so wählen wir heute die Abzweigung nach rechts zur Erforschung des Naturwunders der Kramsacher Seen, vorausgesetzt es ist kein heißer Sommertag. Denn dann werden die Seen des Plateaus oberhalb von Kramsach von Badelustigen geradezu gestürmt und Parkplätze sind eine Rarität.
Am beliebtesten ist der größte der Seen, der Reintaler See, der bis 25 °C Wassertemperatur erreichen kann, und das will in Tirol etwas heißen. Aber außerhalb der Badesaison, da liegen Reintaler See, Krummsee und erst recht der versteckt weiter oben am Berg liegende sagenumwobene Berglsteiner See wie kleine, blaugrün schimmernde Oasen inmitten einer saftig grünen Landschaft. Besonders malerisch sind die Seen im Oktober, wenn sich die uralten Buchenwälder in eine flammende Bilderbuchkulisse verwandeln, deren Zauber man sich nicht zu entziehen vermag. Sind es sonst die schroffen, grauen Felswände, die alle Blicke auf sich ziehen, treten diese mit beginnender Laubverfärbung plötzlich zurück und dienen eine Zeit lang nur mehr als Hintergrund für ein farbenprächtiges, alljährlich wiederkehrendes Naturschauspiel.

Urkundlich wird Kramsach um 1114 erstmals erwähnt. Die heutige, für ihren sommerlichen Blumenschmuck berühmte Gemeinde ist aus einer Reihe früher selbstständiger Ortsteile zusammengewachsen, teils waren es bäuerliche Siedlungen, in anderen wiederum gab es Schmelzhütten der in der Umgebung intensiven Bergbau betreibenden Fugger und bereits 1627 auch eine Glashütte, die heute als bekannte Glasfachschule weiterlebt. Im Westen befanden sich im Bergsturzgelände des Pletzachkogels seit dem 15. Jh. große Steinmetzwerkstätten, in denen der berühmte rote Kramsacher Marmor bearbeitet wurde, der heute noch in ganz Tirol, vorwiegend bei sakralen Bauten, zu entdecken ist.
Als religiöses Kleinod gilt das Kloster Hilaribergl nordwestlich von Kramsach, das seine Entstehung auf eine im 17. Jh. gegründete Einsiedelei zurückführt. Im Zentrum des Wallfahrtsortes steht das Gnadenbild „Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel“ sowie ein geschnitzter „Herr im Elend“ aus dieser Zeit.

Je nach Zeit und Gehvermögen kann man unterschiedliche Wege wählen, um das Kramsacher Seengebiet zu erwandern. Außerhalb der Badesaison gibt es gegen Bezahlung eines kleinen Obolus Parkplatz in Hülle und Fülle. Will man den Reintaler See umwandern, was kein besonderes Schuhwerk voraussetzt, stellt man sein Auto am besten auf dem Parkplatz Ost ab. An vielen Stellen haben die Badenden Wege hinunter zum Wasser ausgetreten, sodass der eben geführte, malerische Wanderweg rund um den See leicht erreichbar ist. Bei Windstille liegt die ohne den sommerlichen Schmuck der unzähligen Seerosen viel größer wirkende Wasseroberfläche wie ein schillernder Opal vor unseren Augen. Flugzeuge malen lautlos Kondensstreifen durch das intensive Blau des Tiroler Himmels, ab und zu schnappt einer der vielen Fische nach einer letzten Mücke. Die milde Sonne verlockt zumindest die Kinder, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und im seichten Uferwasser ein bisschen herum zu waten, während sich die Eltern auf den Liegeplätzen genussvoll ausstrecken und die Wärme genießen.

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

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