Zur Rosswaldhütte

Ein Artikel von REISEN-Magazin | 15.02.2022 - 12:23

Es dürfte eine einzigartige Geschichte sein, wie ein Sportgerät namens „Sky“ ein kleines Bauerndorf zum internationalen Wintersportort wachsen ließ. Dass Saalbach Hinterglemm auch Genussvolles zu bieten hat, erfahren wir bei einer Wanderung zur Rosswaldhütte. 

Zur Rosswaldhütte mit Panoramablick

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Saalbach Hinterglemm lädt zu jeder Jahreszeit zum Wandern ein © Boris-B/Shutterstock

Wanderfreunden stehen in Saalbach Hinterglemm mehr als 40 km Winterwanderwege zur Verfügung. Unsere Tour zur Rosswaldhütte startet mit der Auffahrt der Reiterkogelbahn bis zur Mittelstation. Wir genießen den Ausblick auf das umliegende Bergpanorama und haben in wenigen Minuten bereits eine Höhe von 1.480m erreicht. 
Dem nur wenig ansteigenden Panoramahöhenweg folgend marschieren wir entlang der Höhenloipe in Richtung Rosswaldhütte. Unsere Aufmerksamkeit gilt nicht nur dem traumhaften Panoramablick, denn einige rasante Schifahrer queren unseren Weg. Trotzdem genießen wir die Wanderung und erreichen schon bald die Hütte, die auf 1.540 m liegt. Bei einer gemütlichen Rast versuchen wir uns an den deftigen Kasnocken und  lassen uns danach im Liegestuhl auf der Terrasse die Sonne ins Gesicht scheinen. Gut gestärkt und ausgeruht geht es zum Abstieg. Dieser führt uns den Lindlingweg – der auch die Zufahrtsstraße zur Hütte darstellt – durch eine abwechslungsreiche, tiefverschneite Wald- und Wiesenlandschaft talwärts. Nach ca. 4 km erreichen wir die Saalach und biegen nun links ab. Dem Wanderweg parallel zur Glemmerstraße folgend erreichen wir unseren Ausgangspunkt.

Die Wiege des Wintertourismus

Die Gemeinde Saalbach Hinterglemm erstreckt sich nahezu über das gesamte Glemmtal bis nach Viehofen. An den Seitenhängen des Tales konnte Bergbau nachgewiesen werden, der bis in die Zeit von ca. 1800 v. Chr. zurückreicht, was darauf schließen lässt, dass zu dieser Zeit bereits Menschen hier ansässig waren. Den bedeutendsten Rodungsschub erhielt die Region zwischen dem 11. und 14. Jh., als nahezu jedes bebaubare Fleckchen besiedelt war. In seiner Blütezeit im 15. Jh. erhielt der Ort das Marktrecht. Mit dem Versiegen des Erzsegens verfiel die Gegend in einen Dornröschenschlaf. Die Menschen wanderten aus, die wenigen, die blieben, fristeten auf schwierig zu bewirtschaftenden Höfen ein eher kärgliches Dasein.
Noch im Jahr 1898 zählte die kleine Gemeinde Saalbach Hinterglemm zu den wirtschaftlich schwächsten des Landes. Der beachtliche Aufschwung des Landes Salzburg war bisher am Glemmtal vorübergegangen – Schicksal eines vergessenen Seitentales. In diesem Jahr kommt der Saalbacher Josef Wallner, gewesener Bauernknecht beim Wallnerbauern in Vorderglemm, aus Mürzzuschlag zurück und möchte wieder in seiner Heimat sesshaft werden. Die Gemeinde kann ihn wegen seiner großen Familie nicht wieder aufnehmen. Er geht in die Steiermark zurück, um weiter als gräflicher Revierjäger zu arbeiten, lässt seinem Bruder aber ein neuartiges Sportgerät, genannt „Sky“, zurück. Es ist ein Glücksfall, dass diese in die Hände des damaligen Oberlehrers Peter Höll gelangen und dieser erkennt, welche Bedeutung die neue Sportart haben kann. Er lässt weitere Schier nachbauen und von den mutigen Volksschülern ausprobieren. Das ist der Anfang des Schilaufes in Saalbach. Die ältere Generation nimmt keine Notiz von diesen komischen Übungen am „Neuhausroa“ und kann sich nicht vorstellen, dass – mit tatkräftiger Unterstützung der Lehrerschaft – in den nächsten Jahrzehnten der Wintertourismus in der Gemeinde einziehen und sich zur wichtigsten Einnahmequelle entwickeln wird. Heute zählt Saalbach Hinterglemm zu den bekanntesten Wintersportorten Österreichs und hat auch abseits der Schipisten den Gästen viel Abwechslung zu bieten.

Gehzeit: 3 Stunden 
Höhendifferenz: 507m
Anfahrt: Ab Maishofen ca. 18 km entlang der L111 bis Hinterglemm West, ab hier der Beschilderung „Parkhaus Reiterkogelbahn“ folgen
Wegverlauf: Talstation Reiterkogelbahn (1.053m) – Auffahrt bis zur Mittelstation (1.480m) – Rosswaldhütte (1.520m) – Lindlingweg – Glemmerstraße – Talstation Reiterkogelbahn (1.053m)
Beste Jahreszeit: ganzjährig begehbar, auch als Winterwanderweg präpariert