Die Klamm des Drachens

Ein Artikel von REISEN Magazin/Markus Englisch | 07.03.2023 - 10:30
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Ein wütender Drache soll sich der Sage nach durch das Gestein gebissen haben © Gerald Stiptschitsch

Eine alte Tiroler Sage erzählt, dass einst das Wildschönauer Hochtal über der heutigen Kundler Klamm von einem stillen Bergsee bedeckt war. An einem Frühjahrsabend erspähten Bauernbuben in dem See feurige Augen so groß wie Wagenräder. Der sonst so stille Bergsee wurde aus heiterem Himmel zur reißenden Flut. Denn aus dem Wasser erhob sich eine Kreatur, so groß und grauenvoll, wie sie noch nie zuvor jemand gesehen hatte. Es war ein Drache! Mit seinem riesigen Maul verschlang er jede Ziege, jedes Schaf und sogar einige Bewohner der umliegenden Dörfer. Als der stärkste und tapferste Wildschönauer Bauernbursch davon hörte, eilte er zum See und stellte sich dem Ungeheuer. Es entflammte ein erbarmungsloses Ringen um Leben und Tod, das der Bauernbursche durch List und Tapferkeit für sich entscheiden konnte. Der Drache flüchtete im Todeskampf brüllend Richtung Inntal. Dabei fraß er sich durch das Gestein, sodass der See abfloss und in reißenden Wogen mit dem Drachen Richtung Tal strömte. Der Drache zersprang in tausend Stücke, aber der Weg, den er ins Gestein gebissen hatte, ist auch heute noch zu sehen.

Wanderung durch drei Zonen

Die verwinkelte Schlucht mit ihren überhängenden Steinwänden, Felstunneln und Steinskulpturen macht es Besuchern leicht sich vorzustellen, dass hier einst ein Drache sein Unwesen trieb. Zu beiden Seiten des Wanderwegs türmen sich aberwitzige Felsformationen hunderte Meter in den Himmel. Auch wenn eine Begegnung mit feuerspeienden Riesenechsen als eher unwahrscheinlich gilt, so gibt es doch einiges Märchenhaftes zu entdecken.
Auf dem rund drei Kilometer langen Weg durch die Schlucht durchwandern Besucher gleich drei unterschiedliche Gesteinszonen. Die Grenzen zwischen den Zonen sind überraschend scharf und auch für Laien gut sichtbar. Die Wanderung beginnt in der grauen Zone, die ihren Namen dem gräulich bis elfenbeinfarbenen Dolomitgestein verdankt. Hier sind Schlucht und Ache noch relativ breit. Am Ende der grauen Zone erreichen Besucher schließlich das Gasthaus Kundler Klamm. Das ehemalige Zollhaus lädt heute zu einer gemütlichen Rast neben dem rauschenden Wasser ein. 

Die Route zur Wanderung finden Sie auch auf outdooractive.com.

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