Mühlen- und Säge-Wanderweg

Ein Artikel von REISEN Magazin/Gerald Stiptschitsch | 03.05.2023 - 09:15
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Die Große Krems weist den Weg von Mühle zu Sägewerk und immer weiter © Gerald Stiptschitsch

Im Mohndorf Armschlag im Waldviertel startet ein schöner Spazierweg, der uns in 6 km entlang der Großen Krems an ehemaligen Mühlen und Sägewerken vorbeiführt. 
Das Wort „Mühle“ leitet sich von „mahlen“ ab, und so versteht man unter Mühlen zunächst Einrichtungen zum Zerkleinern von Getreide und anderen Stoffen. Äußeres Kennzeichen der Mühlen war ein Wasserrad, und so ist es verständlich, dass solche Einrichtungen, die ein Wasserrad hatten, ebenfalls Mühlen genannt wurden, obwohl sie nicht zum Mahlen dienten. So gab es z. B. Walkmühlen, Papiermühlen, Stampfmühlen oder Sägemühlen. Schließlich galten als „Mühlen“ alle Betriebseinrichtungen, die mit Naturkräften wie Wasser, Werkzeuge in Gang setzten, um Werkstoffe zu verändern oder zu bearbeiten.
Der „Mühlen- und Säge-Wanderweg“ in Armschlag erzählt der Themenweg über solche Anlagen, die heute leider alle nicht mehr existieren, trotzdem aber das Flair und die Geschichte von damals einfangen.

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Die Justersäge ist die erste Station des Mühlen- und Sägeweges © Gerald Stiptschitsch

Von Armschlag führt der Weg durch die Ortschaft den Kremstalweg entlang und schließlich am Bach durch den Wald. Bei Station 7 geht man entweder den gleichen Weg zurück oder leicht bergauf durch den Wald weiter und schließlich rechter Hand wieder hinunter zum Bach.
Entlang der Großen Krems kommt man dabei an den geschichtsträchtigen Gebäuden vorbei, die so einiges von früher erzählen könnten. Mit etwas Phantasie und den alten Bildern, die auf Schautafeln zu sehen sind, kann man sich in die Vergangenheit zurückversetzen.

Von Sägen und Mühlen

Justersäge: Die Justersäge besaß eine mecha­nische Winde, um den großen ­Höhenunterschied zwischen ­Stapelplatz und Sägegeschoß zu überwinden. Dabei wurden die Stämme längsseitig in das Sägewerk eingebracht.

Hörtingersäge: Die Hörtingersäge ist auf Alois Hörtinger zurückzuführen, von dem es zahlreiche Anekdoten gibt. Eine handelt davon, dass er immer nackt in der Großen Krems badete – für Schüler auf  dem Schul­weg ein spannendes Erlebnis. Alois bot immer wieder an, dies für 1 Schil­ling zu tun. Die Frage war, ob dieser eine Schilling vor oder nach dem Baden bezahlt werden sollte. Oftmals wurde der Schilling für erfolgte Vorfüh­rung nach dem Baden versprochen und dann nicht gehalten. Die Schüler liefen lachend davon ohne bezahlt zu haben.

Armschlägermühle:
 Der Name der historischen Hofsäge ist heute mit dem (abgeleiteten) Orts­namen Armschlag verbunden. In dieser Säge kam das Venetianergatter zum Einsatz – eine Methode, die die Wasserkraft zur Schnittholz­erzeugung anwendet. Beim „Venetianergatter“ wird das Sägeblatt vom Wasserrad über eine Welle mit Hilfe einer Kurbel auf­ und nieder bewegt. Im Gegensatz zur Spaltsäge, die den Block entlanggeführt wird, muss nun das Blochholz an die Säge herange­führt, das heißt, vorgeschoben werden. Die Leistung eines „Venetianergatters“ betrug in 24 Stunden ungefähr 20 bis 30 Bretter zu 5 Metern.

Feldsäge: Die Säge gehörte einer Gemeinschaft von 5 Bauern. Die Arbeit war schwer und teilweise wurden nebenbei aus Holz Sprudler, Koch­löffel, Schi oder Holzschuhe gefertigt, um überleben zu können.

Start/Ziel: Armschlag – Sallingberg – Armschlag
Höhendifferenz: 80 m
Weglänge: 6 km 
Gehzeit: 1 Stunde, 50 Minuten