Dach-Kuriositäten

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Michaela Tebaldi | 04.06.2020 - 12:13
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Mit der Dachkonstruktion der Trulli umgingen die Italiener das Verbot, neue Siedlungen zu errichten © ueuaphoto/shutterstock

Teppichmuster aus dem Orient

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Das Muster des Stephansdoms orientiert sich an islamischen Teppichen © Maykova Galina/shutterstock

Das österreichische Wahrzeichen, in den Baustilen ­Romanik und Gotik, ist ein architektonisches Meisterwerk. Der Südturm ist mit 136,4 m der höchste der vier Türme. Damals durfte keine Kirche höher gebaut werden als der Südturm. Aber was hat es mit dem ­bunten Zickzack-Muster am Dach auf sich?
Das Dach mit einer Fläche von 10.000 m2 besteht aus 230.000 bunt glasierten Dachziegeln. Das Muster wurde sarazenischen Teppichen, die in den islamischen Ländern verbreitet sind, nachempfunden. Es ist also ein Teppich, der die Grundlage für das heute bekannte und prachtvolle Muster am Dom war.

Siedlungsbau auf italienisch

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Mit der Dachkonstruktion der Trulli umgingen die Italiener das Verbot, neue Siedlungen zu errichten © ueuaphoto/shutterstock

Jahrhundertealte Olivenhaine und Weinberge – und dazwischen stehen die weißen, märchenhaften Rundbauten. Die Trulli, die typischen Bauten der Region Apulien, sind ganz aus Stein und schützen so vor Hitze und Kälte. Südöstlich des touristischen Ortes Alberobello führt eine ruhige Landstraße zu ursprünglichen, jahrhundertealten Dörfern mit weiteren Trulli.
Die außergewöhnlichen Häuser wurden in Rundbauweise – nach dem Vorbild alter Hirtenhütten errichtet. Auf den weiß gestrichenen Häusern sitz ein charakteristisches Kegeldach aus Kalksteinplatten. Diese werden in kunstfertiger Handarbeit ohne Mörtel aufeinander geschichtet  und zwar aus gutem Grund:
Im Königreich Neapel des 17. Jahrhunderts war es verboten, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen. Giangirolamo II. Acquaviva wollte diese Vorgabe umgehen. Den neuen Siedlern in und um Alberobello befahl er, die Häuser in Trulli-Bauweise zu errichten – mit nicht verkittetem Dach. Wenn sich eine kaiserliche Kontrollkommission ankündigte, wurden die Dachplatten in Windeseile abgebaut. Und eine armselige Ansammlung von halben Wänden könne schließlich nicht als neue Siedlung bezeichnet werden.

Je mehr Regen, desto steiler das Grasdach

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Typisch isländisches Dach aus Grassoden © silky/shutterstock

Wenn man durch Island fährt, begegnen einem immer wieder kleine Häuschen, die kein Dach im herkömmlichen Sinn besitzen, sondern mit Gras „eingedeckt“ sind.
Bei dieser Bauweise werden die Hauswände und das Dach aus gestapelten Grassoden errichtet. Meist in Landstrichen, wo Holz oder Stein nicht als Baumaterialien zur Verfügung stehen bzw. standen.
Die Stärke der Dachneigung hängt von der Regenmenge der Region ab. Je regenreicher ein Gebiet, desto steiler muss das Dach geneigt sein. So kann das Regenwasser rasch abfließen. In trockenen Gebieten ist die Dachneigung geringer, damit die Torf- und Grasschicht nicht austrocknet und abbricht.