Kunstvolle Schädelmalerei in Hallstatt

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 21.09.2020 - 10:15
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Im Beinhaus in Hallstatt liegen 600 reich verzierte Schädel ausgereiht © john dory/shutterstock

Die Schädelmalerei ist eine Tradition, die vor allem im 19. Jh. ausgeübt wurde. Geografisch begrenzen kann man diese Kunstrichtung auf die östlichen Alpen, wie das Innviertel, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und das benachbarte Bayern.
Die Kapelle in Hallstatt, die das Beinhaus beherbergt, stammt allerdings schon aus dem 12. Jh. Insgesamt 1.200 Schädel liegen hier – etwa die Hälfte davon ist mit kunstvollen Bemalungen, Namen, Initialen und Sterbedaten versehen. 
Schädel mit Kranzverzierung zählen zu den ältesten Exponaten des Beinhauses. Je dunkler der Kranz desto älter ist der Schädel – so eine weitere Charakterisierung. Zum Unterschied dazu präsentieren sich die jüngsten Totenköpfe mit eher schmalen Kränzen und farbigen Kreuzen. Zwischen diesen beiden Phasen wurden die Gebeine von den Schädelmalern mit Blumenornamenten an der Stirn, Blättern an den Schläfen bzw. einem schwarzen Kreuz verziert. 

Wie das Beinhaus entstand

Der Platz auf den Hallstätter Friedhof reichte schlichtweg nicht mehr aus, um alle Toten zu beherbergen. Früher war eine Feurbestattung nicht erlaubt – daher wurden viele Gräber wieder geöffnet, die Schädel samt der Röhrenknochen entnommen und gereinigt. Dafür legte man die Knochen einige Wochen lang in das Sonnen- bzw. auch Mondlicht, bis sie einen Elfenbeinton annhamen. Danach wurden viele Schädel bemalt. Die Blumen, die zuvor das Grab schmückten, platzierte man so direkt auf dem Verstorbenen.
Heute werden nurmehr sehr wenige Schädel in die Sammlung aufgenommen. Der letzte bemalte Totenkopf kam im Jahr 1995 in das traditionsreiche Beinhaus.