Wie durch Pioniergeist Zauchensee entstand

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch/Gemeindeamt Zauchensee | 17.12.2020 - 10:01
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Die Gäste mussten zu Fuß von Altenmarkt nach Zauchensee gehen © Gerald Stiptschitsch/Gemeindeamt Zauchensee

Wir schreiben das Jahr 1964. Der Verkehrsverein Altenmarkt gründete den „Zauchensee-Erschließungsausschuss“, der die Schaffung einer Wintersaison zum Ziel hatte. Der Obmann des Ausschusses und damalige Bürgermeister von Altenmarkt, Rupert Mooslechner, war selbst ein begeisterter Berg- und Skiwanderer. Ihm lag die Erschließung von Zauchensee ganz besonders am Herzen.

Zauchensee – die Zeit drängte

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Die saftigen Almwiesen, der Zauchensee und die geschützte Lage waren damals die idealen Voraussetzungen für eine ­ertragreiche Almwirtschaft © Gerald Stiptschitsch/Gemeindeamt Zauchensee

Der „Stemaglift“, der erste überhaupt, hatte immerhin zehn Jahre Betrieb hinter sich. Nicht sehr erfolgreich – man war froh, aus den Erlösen die Treibstoffkosten decken zu können. Diese eher triste Ausgangslage konnte jedoch die Zauchenseer Liftpioniere Benedikt Scheffer, Peter Walchhofer, Rudolf Patrias sowie Franz Unterlaß nicht daran hindern, neue ehrgeizige Pläne zu schmieden. Der Entschluss, den ganzen Betrieb auf eine breite Basis zu stellen, wurde auch durch die Wintersportaktivitäten anderer Gemeinden erleichtert oder gar erzwungen. „Jetzt oder nie!“ hieß die Devise. Aber Initiative alleine wäre in dieser Phase der Entwicklung zu wenig gewesen. Immerhin ging es um eine beträchtliche Investitionssumme. Darüber hinaus mussten die Grundbesitzer für das damals sensationelle Vorhaben gewonnen werden.
Das war nicht so einfach, denn kaum jemand wollte so recht an den Erfolg glauben. Nach und nach gelang es schließlich dennoch, die sechs betroffenen Almbesitzer zu überzeugen: Sebastian Mayrhofer, Kaspar Kirchner, Sepp Thurner, Maria Thurner, Johann Fink und Hilde Salcher. Sie alle waren letztlich bereit, in die neuzugründende Gesellschaft einzusteigen. Die Männer und Frauen „der zweiten Stunde“ ermöglichten am 26. März die Gründung der neuen Liftgesellschaft. Ein ganz wesentliches Datum, wenn man bedenkt, was die Gesellschaft in den nächsten 20 Jahren geleistet hat. Nicht einmal die Beteiligten selbst konnten zu diesem Zeitpunkt ahnen, wie rasant es weitergehen würde

Für den Tourismus ungeeignet

Das Projekt Unterberglift, für das auch ein Grundstück von Rupert Winter erforderlich war, wurde unverzüglich in Angriff genommen und noch im Gründungsjahr der Gesellschaft realisiert. In die Talstation wurde gleich ein Restaurant integriert. Den Lift selbst lieferte die Firma Doppelmayr, damals wie Zauchensee am Beginn einer markanten Aufwärtsentwicklung. Liftbau in diesen Jahren war eine recht abenteuerliche Aufgabe. Geld war wenig vorhanden, und so mussten starke Hände her, um das Werk voranzutreiben. Von Hand wurden die Fundamentlöcher gegraben, z. T. mühsam aus dem Fels geschlagen. Eigenleistung war großgeschrieben und jeder gab seinen Beitrag in irgendeiner Form. Zu den großen Schwierigkeiten beim Liftbau kam noch das akute Problem der Zufahrt von Altenmarkt nach Zauchensee. Es gab wohl einen Weg im Talgrund. Aber der war mehr schlecht als recht und für den erwartenden Touristenstrom ungeeignet. Außerdem war er lawinengefährdet. Es musste also bis zur Eröffnung des neuen Liftes auch eine neue Zufahrt geschaffen werden. Eine Forststraße der Bundesforste bot sich als Lösung an, doch aus Wien kam eine kurze und bündige Stellungnahme: „Hieramts kein Interesse“.
Dieses Nein aus Wien machte die Sache brenzlig, denn die Zeit drängte. Der Obmann des Erschließungsausschusses Rudolf Patrias wandte sich an den damaligen Bundeskanzler Josef Klaus, sodass am 6. November 1964 doch noch eine Zusage erfolgte. Man kann sich vorstellen, dass so spät im Jahr allerhöchste Eile geboten war. Und deshalb wurde mit Volldampf gerodet, gesprengt und planiert. Alle atmeten auf, als das Werk schließlich vollendet war – gerade rechtzeitig zu Weihnachten 1964, zur Eröffnung des Unterbergliftes.

Schöne Zeit mit Pioniergeist

Alles in allem war es eine schöne Zeit des Pioniergeistes, des Zusammenhalts und des Gemeinsinns. Diese „Macher-Mentalität“ war es letztlich, die das Unmögliche möglich machte. Gleichzeitig setzte ein Umdenken insbesondere bei den am Fremdenverkehr interessierten Menschen ein. Die anfängliche Skepsis wich einem zunehmenden Erfolgsdenken. Für die Zauchenseer gab es aber auch dann kein Ruhen und Rasten – ein leistungsfähiges Pistengerät musste her. Und immer mehr Leute kamen, die hier ihren Winterurlaub verbringen wollten – und das bis heute: in Zauchensee, einem der angesagtesten Wintersportorte Österreichs.

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