Wie alt ist der Schönbrunner Kaiserpavillon wirklich?

Ein Artikel von Michaela Tebaldi/BHÖ | 16.11.2021 - 11:57
shutterstock_1603495045.jpg

Der Kaiserpavillon im Tiergarten Schönbrunn ist ein bedeutendes Kunst- und Kulturdenkmal © Andrej Privizer/Shutterstock

Eigentlich ging man davon aus, dass die Fertigstellung des Kaiserpavillons entweder 1754 oder 1759 erfolgte. Das Gebäude war damals das Zentrum der einstigen Schönbrunner Menagerie (Tiergarten). Durch die unklare und teils widersprüchliche Quellenlage konnte bisher kein genaueres Datum der Fertigstellung eruiert werden. Nun wurde im Gebälk des Dachstuhls eine Inschrift gefunden, die Hinweise auf die Entstehung des Pavillons geben könnte.

Geheimnisvolle Inschrift im Dachstuhl

51672846347_5d505286a6_o_Presseabteilung BHOE.jpg

Diese Inschrift kann vielleicht Aufschluss über die Entstehung des Pavillons geben © Presseabteilung BHÖ

Die Menagerie selbst wurde im Sommer 1752 in Betrieb genommen, und Architekturzeichnungen aus diesem Jahr lassen darauf schließen, dass der Kaiserpavillon schon von Beginn an Teil der Anlage war. Im Gebälk des Dachstuhls des Kaiserpavillons im Tiergarten Schönbrunn wurde vor kurzem eine bisher unbekannte Inschrift  entdeckt: „Böhmischer Musikus 1732“ steht dort in blaugrauer Schrift.
Wie diese Beschriftung entstand und ob dieses Datum auch authentisch ist, wird derzeit von Experten der Universität für Bodenkultur Wien und von einem Bauforscher im Auftrag der Burghauptmannschaft Österreich untersucht. Die Wissenschafter hoffen, dass die wissenschaftliche Untersuchung Klarheit über die Entstehung des Pavillons bringen. 
Eine bereits durchgeführte Probenentnahme brachte die Erkenntnis, dass bei einem Teil des verbauten Holzes Eichenholz verwendet wurde und nicht, wie sonst im Wiener Raum üblich, Fichten-oder Tannenholz. Eichenholz ist aufgrund seines Gewichts und seiner schweren Bearbeitbarkeit für Wiener Dachstühle sehr ungewöhnlich.

Von der Papageiensammlung zum Restaurant

Der Pavillon ist stilistisch in die Übergangszeit von Barock zu Rokoko einzuordnen und durch seine abwechslungsreiche Nutzungsgeschichte geprägt. Er diente den kaiserlichen Herrschaften als Aufenthaltsort, von dem aus sie die Tiere bequem beobachten konnten. Im 19. Jh. war die Papageiensammlung des Tiergartens darin untergebracht. Von 1934 bis zum Zweiten Weltkrieg wurde der Pavillon für eine Ausstellung über die eiszeitliche Fauna Österreichs verwendet. Seit 1949 ist in dem Gebäude ein Kaffeerestaurant untergebracht. Aufgrund seiner Architektur und seines eindrucksvollen Innenraumes mit Wandvertäfelungen, Spiegeln, Tiergemälden und einem Deckenfresko mit Szenen aus Ovids „Metamorphosen“ stellt der Kaiserpavillon einen bedeutenden Teil des baukulturellen Erbes Österreichs dar.