Im Fasching können die Narren treiben was sie wollen. Keineswegs! Die Faschingsbräuche, wie sie in vielen ländlichen Regionen Österreichs Tradition sind, folgen genauen Vorschriften. Daran haben sich die Maskierten, Verkleideten und Winteraustreiber zu halten.
Buntes Blochziehen
Das Blochzeihen hat in verschiedenen Regionen des Landes Tradition, in der Ost- und Weststeiermark sowie im Tiroler Ötztal und Oberinntal wird der Bloch, gemeint ist ein Holzblock, auch heute noch durch die Dörfer gezogen. Er soll den Boden, der vom Winter noch hart ist, für die erste Aussaat aufbrechen. Es ist ein alter Fruchtbarkeitskult, der den Frühlingsbeginn einläutet.
Früher waren es die jungen Burschen und Mädchen, die den langen Baumstamm durch den Ort gezogen haben. Heute übernimmt der Traktor diese Aufgabe. Der Bloch wird dafür mit Bändern und bunten Girlanden geschmückt. Begleitet wird er auf dem Umzug von Figuren wie dem Fuhrmann, der für den reibungslosen Ablauf des Geschehens sorgt, den Bärentreibern, dem Waldteufel, den Strohmandln sowie von Bauern und Handwerkern, gefolgt von einer Hochzeitskutsche mit Brautleuten, die von einem verkleideten Pfarrer „getraut“ werden.
Schelmischer Fetzenzug
Beim Ebenseer Fetzenzug am Rosenmontag, dem Montag vor dem Aschermittwoch, ist der absolute Höhepunkt der Faschingszeit der Region. Manche sprechen sogar vom heimlichen Nationalfeiertag. Seit 120 Jahren flicken die Ebenseer Fetzen zu bunten Kostümen zusammen, gestalten dazu hölzerne, handbemalte Masken und statten sich mit einem ramponierten Regenschirm aus. So verstecken sich die Menschen seit Jahren, um geschützt durch die Verkleidung auf Missstände aufmerksam zu machen, Seitenhiebe auf die Politik auszuteilen und sich allerlei Scherze zu erlauben. Unter dem Begriff "Austadeln" werden dann Hoppalas, Missgeschicke und Begebenheiten des abgelaufenen Jahres spöttisch auf die Schaufel genommen.
Zwei Tage später, am Aschermittwoch, wird der Fasching dann öffentlich verbannt, beim großen Fetzenverbrennen. Dabei wird eine überlebensgroße Figur aus Fetzen verbrannt, und die Fastenzeit kann beginnen.
Faschingsrennen mit Kranzl-Tanzen
Einer der ältesten Fasnachtsbräuche in der Steiermark ist das Faschingsrennen im oberen Murtal und im Krakautal. Traditionell findet der Lauf am „Damischen Montag“, am Rosenmontag statt. Noch bei Dunkelheit, in den frühen Morgenstunden, ziehen dann Gruppen kostümierter Dorfeinwohner unter lautem Geschrei und Gejauchze von Hof zu Hof.
Der „Wegauskehrer“ führt den Tross an, begleitet vom „Hühnergreifer“ im Federkleid mit einem ausgestopften Habicht auf dem Kopf – eine Abwehrfigur gegen den gefürchteten Hühnerhabicht. Dahinter folgen die „Schellfaschinge“ in weißen Hemden und kurzen Lederhosen über den langen weißen Unterhosen. Vor jedem Bauernhof tanzen sie ein „Kranzl“ und feiern damit das Erwachen der Natur und den Einzug des Frühlings. Nach den Schellen- und Glockenfaschingen kommen die „Vetteln“, Figuren aus dem früheren bäuerlichen Alltag. Darunter die „Rossgruppe“, bestehend aus einem Ross, unter dem sich zwei Burschen verstecken, dem Rossknecht, dem Schmied und dem Schinter. Den Abschluss bildet das Brautpaar: ein Bräutigam im Anzug und ein als Braut verkleideter Mann, die abends zur ausgelassenen „Schinterhochzeit“ laden.