Muller, Wampeler und Schellenschlager – es ist Fasching in Tirol

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 24.01.2023 - 10:47

Der Fasching wird in Tirol ausgiebig gefeiert. Im Februar finden neben allerlei anderen närrischen Veranstaltungen drei große Umzüge statt, von denen manche nur alle paar Jahre abgehalten werden. Alle drei zählen zum Immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO
Typisch für sämtliche Tiroler Fasnachtbräuche sind die kunstvoll geschnitzten Masken, auch "Larven" genannt. Und laut muss es bei dem lustigen Treiben durch die Dörfer zugehen. Kein Faschingsumzug ohne Glockengeläut, Lärm und Musik. Schließlich muss der Winter augetreieben werden, was man im ganzen Land hören soll.

Mullerumzug: Vier Jahreszeiten ziehen durch Rum

Beim traditionellen Rumer Mullerumzug geht es natürlich darum, den Winter auszutreiben, um dem Frühling Platz zu machen. Daher sind auch die vier Hauptfiguren den Jahreszeiten zugeordnet: Der Halbweiße steht für den Frühling, der Melcher für den Sommer, der Spiegeltuxer für den Hochsommer, der Zaggeler für den Herbst und der Zottler für den Winter.
Jede Figur hat ihre eigenen Bewegungen und Besonderheiten, wobei der Spiegeltuxer mit seinem opulenten, bis zu über 10 kg schweren Kopfschmuck wohl die auffälligste darstellt. Der Ablauf beim Mullerumzug in Rum ist streng geregelt: Als Erstes kommen die Vorboten, darunter Hexen und sogenannte Klötzler, danach folgen die Figuren der Jahreszeiten. Höhepunkt des Geschehens ist, wenn ein Zottler sich zum sogenannten „Frosch“, einer Tanzfigur, rücklings auf den Boden fallen lässt: Wenn dann ein Halbweißer auf ihn draufsteigt, ist der Winter besiegt, und der Frühling kann kommen.
Rumer Mullerumzug: 12. Februar 2023

Patscher Schellenschlagen ist Frauensache

Vor Jahrzehnten hatten die Tiroler Männer im Örtchen Patsch einmal keine Lust zum Schellenschlagen im Fasching – daher nahmen die Frauen kurzerhand die Sache in die Hand. Es soll im Jahr 1958 gewesen sein, als die Patscherinnen sich die Schellen schnappten, um dem Winter den Kampf anzusagen.
Und so war die Tradition geboren, dass die Frauen jedes Jahr am "unsinnigen Donnerstag", dem letzten Donnerstag vor dem Aschermittwoch, mit kunstvollen "Larven", Lederhosen und bunten Bändern durch die Straßen ziehen, und laut die Schellen schlagen, die sie auf dem Rücken tragen. Begleitet werden sie dabei von einer Hexe, die den Takt vorgibt, sowie von Ziehharmonikaspielerinnen, die im Anschluss an das sogenannte „Ausschellen“ zum Tanz aufspielen.
Patscher Schellenschlagen: 16. Februar 2023

Wampeler und Reiter im Kampf um den Frühling

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In Axams treiben die Wampeler den Winter aus © kamienczanka/Shutterstock

Beim alljährlichen Wampelerreiten in Axams versuchen die Reiter, die dickbäuchigen Wampeler auf den Rücken zu werfen. Dabei gilt es aber die Regeln streng zu befolgen: Die Wampeler dürfen nur von hinten umgeworfen werden und sie können sich vorne mit einem Stock verteidigen. Was hinter dieser Rangelei steckt? Natürlich wieder der Kampf des Frühlings mit dem Winter! 
Insgesamt zwei Runden durch das Dorf müssen die geduckt durch die Straßen tänzelnden Wampeler, deren weiße Hemden mit Heu ausgestopft sind, überstehen. Als beste Wampeler gelten folglich jene, deren Rücken am Ende möglichst sauber geblieben sind.
Heuer findet das Wampelerreitern im Rahmen des großen Fasnachtsumzuges statt, der alle vier Jahre durchgeführt wird. Rund 400 Aktive nehmen daran teil, neben Wampelern und Reitern sind auch Figuren wie Tuxer, Flitschiler und Buijazzln zu sehen.
Fasnachtsumzug mit Wampelerreiten: 19. Februar 2023

Quelle: Innsbruck Tourismus