Durch ein Tal, das fast ertrunken wäre

Ein Artikel von REISEN-Magazin (Quelle: Endlich Erfrischung) | 14.06.2022 - 11:22
Buch_Alpenseen__copyright_Ingemar_Wibmer.jpg

Der Dorfer See ist ein Kleinod im Nationalpark Hohe Tauern © Ingemar Wibmer

Es ist ein großes Glück, dass man heute im Dorfer Tal hinter Kals noch in einem ursprünglichen, einst von Gletschern ausgeformten Tauerntrog wandern kann. Vor Jahren hatte nämlich schon die Energiewirtschaft ein Auge darauf geworfen, hier einen riesigen Speichersee zu errichten. Das Projekt scheiterte nicht zuletzt am Widerstand – und inzwischen hat das Dorfer Tal Nationalparkstatus erhalten. Mit der Daberklamm am Ausgang und dem Dorfer See im innersten Talwinkel be-sitzt es zwei landschaftliche Besonderheiten, zwischendrin kilometerweite flache Almböden und Waldparzellen, die, eingefasst von steilen Trogflanken, eine über-aus malerische Szenerie formieren.

Tourverlauf

Die Wanderer erwartet eine leichte, wenn auch lange Talwanderung inmitten der Glocknergruppe im Nationalpark Hohe Tauern. Durch die Daberklamm und das Dorfer Tal verläuft die Strecke auf breiten, kaum ansteigenden Fahrwegen, das letzte Stück über einen etwas holprigen Steig bis zum Dorfer See. Der Weg durch die Klamm kann stellenweise rutschig sein. Der traumhaft gelegene und von Gletscherwasser gespeiste Dorfer See am Fuße der Granatspitze ist ein wahres Juwel.

Dorfer Tal – ein Naturparadies der Extraklasse

Den furiosen Auftakt gleich hinter dem Taurerwirt (1.489 m) macht die tosende Daberklamm, über der unser Weg (Nr. 711) rechtsseitig entlangführt. Die Urkräfte des Wassers haben sie in beständiger Kleinarbeit aus dem Felsen gefräst. Das Tal verengt sich mehr und mehr und wird auch zunehmend steiler. Aussichtsplattformen ermöglichen beeindruckende Ausblicke auf den rauschenden, unter uns liegenden Bach.

Nach gut 20 Minuten verlassen wir die Enge und gelangen in das sich öffnende Hochtal. Was für ein landschaftlicher Kontrast! Sanfte Alpenwiesen und bezaubernde Almen tun sich vor uns auf. Auch der Kalser Bach präsentiert sich hier nicht wild und ungestüm, sondern plätschert ruhig dahin. In praktisch geradlinigem und ebenem Verlauf passieren wir die Jausenstation Bergeralm (1.636 m).

Weiter Richtung Norden stehen in Abständen alte, urige Almhütten Spalier, ehe wir nach insgesamt rund anderthalb Stunden das Kalser Tauernhaus (1.754 m) erreichen. Bald darauf geht die breite Trasse in einen Wanderpfad über, der nun auch spürbar ansteigt. Man durchmisst ein urwüchsiges Waldstück und danach das chaotische Blockgelände, welches den Wall des Dorfer Sees (1935 m) bildet.

Über die Geländeschwelle tretend erblicken wir erstmals dieses Kleinod und erkennen auch die Fortsetzung des Steiges Richtung Kalser Tauern, den Übergang zur Rudolfshütte im Salzburger Land. Für uns ist am Dorfer See allerdings der Umkehrpunkt, zumal ja talauswärts nochmals acht Kilometer Wegstrecke bevor-stehen. Der Rückweg folgt dem Aufstiegsweg zurück zum Ausgangspunkt.

Buchtipp

Noch mehr Wanderungen zu kristallklaren Alpenseen lesen Sie in diesem Buch:

Endlich Erfrischung
Alpenseen Österreich
44 Touren, die dazu motivieren möchten, einmal etwas Neues auszuprobieren. Jede Tour ist auf einer Kartenseite dargestellt, schön bebildert und mit einer kleinen Vorschau auf das, was die Wanderer erwartet, ausgestattet.  
Kompass Verlag
216 S, € 19,95
ISBN 978-3-9912-1369-7