Wie der hl. Martin zum Bischof wurde

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 05.11.2020 - 10:29
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Der Laternenumzug ist einer der Traditionen am 11. November © Johanna Muehlbauer/shutterstock

„Ich gehe mit meiner Laterne, und meine Leterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. ...“ An diese Zeilen kann sich wahrscheinlich jeder von uns erinnern. Ausgestattet mit selbst gebastelten Laternenzog man durch die dunklen Straßen und sang das Laternenlied. Genau am 11. November sollte der Umzug, der an den hl. Martin erinnen soll, agbehalten werden. Auch das traditionelle Ganslessen findet rund um diesen Termin statt. Doch was hat sich an diesem Datum genau zugetragen? 

Start einer Soldatenkarriere

Wer angenommen hat, dass der hl. Martin Priester war und deshalb für seine guten Taten bekannt war, der irrt. Martin, der als Martinus im Jahr 316 auf die Welt kam, wurde sogar erst im Alter von 40 Jahren getauft. 
Geboren wurde er in Szombathely, dem heutigen Steinamanger in Ungarn als Sohn eines römischen Offiziers. Aufgewachsen ist Martin aber in Oberitalien, in Pavia. Dort begann auch für ihn im Alter von 15 Jahren die Soldatenkarriere, die er aber nur auf Wunsch des Vaters einschlug. Die Militärlaufbahn führte ihn vor allem in verschiedene Teile Frankreichs. Während dieser Zeit kam er aber in Berührung mit dem Christentum und vertiefte seinen Glauben mit den Jahren. 

Die Legende vom Bettler und dem Mantel

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Basilika St. Martin in Tours © Leonid Andronov/shutterstock

Erst nach einer 25-jährigen Soldaten- bzw.- Offizierslaufbahn in der Armee wurde Martin aus dem Heeresdienst entlassen und ließ sich dann im Jahr 351 von Bischof Hilarius von Poitiers taufen. 
Die Legende vom Mantel und dem Bettler trug sich allerdings schon vor seinem Austritt aus der Armee zu. Angeblich war Martin an einem eisig kalten Winterabend mit seinem Pferd in Frankreich unterwegs – genauer gesagt im Norden von Paris, wo seine Truppe stationiert war. Auf dem weg begegnete ihm ein armer Bettler, der nur leicht bekleidet war und um eine milde Gabe bat. Da Martin ohne Proviant und Geld unterwegs war, teilte er seinen Offiziersmantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte davon dem Bettler. Der Legende nach soll dem hl. Martin in der darauffolgenden Nacht Jesus erschienen sein. Dieses Erlebnis soll entscheidend dazu beigetragen haben, dass Martin die Armee verlassen hat, um sich seinem Glauben zuzuwenden.

Wie Martin vom Einsiedler zum Bischof wurde

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Da die Gänse den hl. Martin verraten haben, landen sie zu Martini auf dem Teller © hlphoto/shutterstock

Daraufhin wurde er zum Schüler von Bischofs Hilarius von Poitiers und empfing von diesem die Priesterweihe. Danach kehrte er nach Ungarn zurück und missionierte dort die Bevölkerung. Im Jahr 360 zog es Martin aber nach Frankreich zurück, wo er viele Jahre seines Lebens verbracht hatte. Er führte ein Leben als Einsiedler und gründete in Ligugé ein Einsiedeleilager, welches sich schließlich zum ersten Kloster Galliens entwickelte. 
Seine guten Taten dürften sich in den folgenden Jahren herumgesprochen haben, denn als 10 Jahre später ein Nachfolger für den Bischof von Tours gesucht wurde, fiel die Wahl auf Martin. Er wollte eigentlich nicht ins Rampenlicht und soll sich sogar versteckt haben, um der Wahl zum Bischof durch das Volk zu entgehen. Allerdings hat er einen Gänsestall als Unterschlupf gewählt – was weiter geschah, ist bekannt: Die Gänse haben lauthals geschnattert und das Versteck des hl. Martin somit verraten.
So kam es, dass der Priester im Jahr 372 doch zum Bischof gewählt worden ist. Seinen asketischen Lebensstil wollte er aber trotzdem nicht aufgeben. Er errichtete mit den Mönchen einfache Bretterhütten vor der Stadt Tours, wo er fortan unter bescheidenen Verhältnissen lebte. Auch daraus ist später ein Kloster entstanden.
Gestorben ist der hl. Martin am 8. November 397 im Alter von etwa 80 Jahren. Das Begräbnis fand am 11. November statt. 
Der hl. Martin ist Schutzpatron des Burgenlandes, das am 11. November seinem Landespatron gedenkt. Auch die Bräuche des Laternenumzugs, des Ganslessens und des Martinsfeuers haben sich im Laufe der Zeit etabliert und sind immer noch Teil unserer Kulturgeschichte.

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