Wo der Engelsberger Marmor herkam

Ein Artikel von REISEN Magazin/Gerald Stiptschitsch | 09.06.2021 - 09:00
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Beim Steinbruch finden sich noch heute Reste gemauerter Wohnbaracken und zweier Brunnen © Gerald Stiptschitsch

Neben der Verwendung im regionalen Bereich wurde der Marmor auch bei Wiener Prachtbauten verwendet. Der Bau der Akademie war überhaupt erst Anlass für den verstärkten Marmorabbau am Engelsberg.

Daten und Fakten

• Kaiser Franz Josef I. stimmte 1852 der Errichtung einer großen Zentralakademie im Akademiepark zu, weshalb die Steinbrüche am Engelsberg verpachtet wurden, um die Bereitstellung der benötigten 262.000 t Sandstein- und Marmorblöcke für den Bau der Akademie zu sichern

• Für die Steinbrechung wurden 209 Mann herangezogen und 1853 die Schleppbahn Bad Fischau – Wiener Neustadt, die sogenannte „Akademiebahn“ errichtet. Sie hatte eine Länge von 10,3 km und wurde anfangs als Pferdeeisenbahn g.eführt.

• Bereits 1859 wurde die Akademiebahn aus Kostengründen wieder eingestellt. Um Baumaterial aber weiter verkaufen zu können, wurden bis 1879 über einen Kanal die ­Marmorblöcke bis nach Wien gezogen. Die 22,8 x 2,05 m großen Boote wurden dabei von Pferden gezogen.

• Der Marmor selbst wurde bis Mitte des 19. Jh. mittels manueller Rohr-, Keil- und Schrämarbeiten durchgeführt. Danach ent­wickelte sich der Abbau mit fortschreitender Technisierung weiter. Ein bis zu 1.000 m ­langes Stahlseil wurde dabei nach dem ­Prinzip der Seilsäge eingesetzt, um die Blöcke aus dem Fels zu schneiden.

• Zwischen 1939 und 1945 erfolgte der Abbau durch die „Naturstein und Marmorwerke ­Offenau“. Neben Ortsbewohnern wurden auch italienische Steinbrucharbeiter beschäftigt sowie politische Häftlinge und Zivilgefangene. Sie hatten auch eine Auffahrtsstraße fertigzustellen, damit der Abtransport mittels Lkws zum Bahnhof Winzendorf möglich wurde. Beim Steinbruch finden sich noch heute Reste gemauerter Wohnbaracken und zweier Brunnen zur Wasserversorgung

Wo der Marmor zum Einsatz kam

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Bei der Prunkstiege im Kunsthistorisches Museum wurde Engelsberger Marmor verarbeitet © marcobrivio.photo/Shutterstock

• Stephansdom Wien (Seitenaltar)
• Neuklosterkirche Wr. Neustadt (Bernhardi-Altar)
• Kunsthistorisches Museum Wien (Prunkstiege)
• Naturhistorisches Museum Wien (Beluster)
• Künstlerhaus Wien (Fußboden im Foyer)
• Franziskanerkirche Wien (Taufbecken)
• Wiener Hofburg (ehem. Zeremoniensaal)
• Tegetthoffbrücke (Pfeiler)
• Französische Botschaft in Wien
• Maria Taferl, Sockel innen
• Befreiungsdenkmal Schwarzenbergplatz (Sockel)
• Reichsparteigebäude Nürnberg
• Kongresshalle Nürnberg
• Hauptbahnhof Graz (Schalterhalle)
• Brückenverkleidung Westautobahn
• Pfarrkirche Alland (Altar)
• Ehemaliger Südbahnhof Wien (Schalterhalle)

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