Aus für 1.000-jährige Tradition

Ein Artikel von Monika Stradner | 26.02.2024 - 12:36
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Die „nackten Männer“ haben sich am Kokuseki Tempel in der Präfektur Iwate versammelt © StreetVJ/Shutterstock

In Japan hat musste man sich von einer sehr alten Tradition verabschieden: das Nackt-Festival Somin-sai hat zum letzten Mal stattgefunden. Im Inselstaat im fernen Osten gibt es im Laufe des Jahres gleich mehrere „Hadaka Matsuri“, sogenannte Feste der nackten Männer. Diese haben einen spirituellen Hintergrund und deuten nicht auf die – wie fälschlicherweise vermutet werden könnte – offene Einstellung der Japaner hin.

Für Gesundheit und Glück

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Das Fest hat eine lange Geschichte in der japanischen Kultur © StreetVJ/Shutterstock

In der Stadt Oshu im Norden der japanischen Hauptinsel Honshu wurde dieses Nackt-Festival seit vielen Jahrhunderten im Februar zelebriert. Schauplatz dafür war der Tempel Kokuseki-ji, wo zuerst im kalten Wasser des Flusses mit einer rituellen Reinigung gestartet wurde, die an den Mythos des Göttervaters Izanagi und seine Flucht aus der Untwelt erinnert.

Die einzigen Kleidungsstücke, die dabei trotz der durchaus eisigen Temperaturen zum Einsatz kamen, waren der sogenannte „Fundoshi“, ein weißer Lendenschurz, und weiße Socken. Die nackten Männer beteten für gute Ernten und Gesundheit. Danach strömten die tausenden Teilnehmer zum Tempel, wo Glücksbringer in die Menge geworfen wurden – wer einen davon ergatterte, sollte das ganze Jahr mit Glück beschenkt werden.

Demographie bezwingt Tradition

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Die Männer kämpfen sich auf der Jagd nach Glücksbringern durch die Menschenmenge © aslamas_ad/Shutterstock

Es gäbe mittlerweile einen Mangel an potenziellen Nachfolgern, die diese Tradition fortführen würden, wurde von einer japanischen Zeitung bereichtet. Die Überalterung ist in Japan so weit fortgeschritten wie nirgendwo anders – mehr als 92.000 Menschen haben dort bereits ihren 100. Geburtstag gefeiert. Die steigende Lebenserwartung und zugleich niedrige Geburtenrate stellen die Gesellschaft und das Sozialsystem vor große Herausforderungen – und äußern sich in Folgen wie eben jener Absage dieser 1.000-jährigen Tradition.