Tratsch und Klatsch

Ein Artikel von Monika Stradner | 18.03.2024 - 19:40
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Oft verbindet man mit seinem Gerede über abwesende Dritte gar keine böse Absicht © Stokkete/Shutterstock

Ob beim Plausch mit dem Nachbarn oder beim Mittagessen mit der Kollegin: Es ist ganz normal, dass man nicht immer nur über Neuigkeiten aus seinem eigenen Leben spricht – häufig geht es bei Unterhaltungen um gar nicht anwesende Dritte. Dabei werden Informationen ausgetauscht und oberflächliche Themen besprochen. Wie man es vom Spiel „Stille Post“ kennt, nimmt im Laufe solcher Weitergaben allerdings der Wahrheitsgehalt häufig rapide ab.

Etwa die Hälfte unserer Gespräche fallen unter die Kategorie „Tratsch“, das haben Forscher herausgefunden. Dieser Anteil erscheint recht hoch – schließlich ist tratschen eher negativ konnotiert und gilt mitunter als verpönt. Nahezu alle Religionen und Kulturkreise verurteilen das Reden hinter dem Rücken anderer. Zu manchen Zeiten gab es dafür sogar harte Strafen: im Mittelalter wurde man etwa am Pranger festgebunden oder musste eine sogenannte Schandmaske tragen.

Besonders den Frauen wird diese Art der Kommunikation seit jeher zugeschrieben. In London gab es im 16. Jh. sogar ein Verbot und Frauen durften sich explizit nicht zum Tratschen versammeln. Heute weiß man: Männer machen das genauso häufig.

Der Wortstamm von „tratschen“ ist im Mittelniederdeutschen beheimatet und meint, dass jemand durch den Schlamm stapft. Im 17. Jh. hat sich diese Verwendung als Bezeichnung des Redens über triviale Gerüchte eingebürgert.

Das Wort „Klatsch“ geht wiederum auf die Waschfrauen im Mittelalter zurück: zum Reinigen klatschten sie die Wäsche auf Steine – und während sie das taten, haben sie wohl auch miteinander gesprochen und Waschplätze entwickelten sich zu regelrechten „Informationsbörsen“. Im Gegensatz zum Tratsch, der grundsätzlich nicht böse gemeint ist und informelle, persönliche Gespräche zwischen Freunden und Bekannten meint, ist der Klatsch um einiges negativer behaftet. Er enthält häufig bewusst eingebaute Falschaussagen, Gerüchte sowie Skandale, was den Klatsch eindeutig zum böswilligeren der beiden macht. Er ist außerdem viel eher öffentlichkeitswirksam, man kennt auch schließlich auch die „Klatschpresse“, die sich hauptsächlich auf prominente Persönlichkeiten konzentriert.

Diese Form der Kommunikation ist nichtsdestotrotz sehr wichtig für uns Menschen. Man tauscht sich dabei nämlich unbewusst auch darüber aus, welche Wertvorstellungen bei uns bzw. in der Gesellschaft herrschen. Dabei vernetzen wir uns und lernen voneinander. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist der Tratsch gar der Ursprung der menschlichen Sprache und ein Bindung stärkendes Verhalten.