Weitwandern: Am sagenhaften Donausteig

Ein Artikel von REISEN-Magazin/Christiane Bartal | 01.03.2023 - 09:24
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Schlögener Schlinge am Donausteig © LouieLea/Shutterstock

Gemächlich schiebt die Donau ihre Wassermassen dahin. Ein nicht enden wollender Strom, der seinen Bahnen folgt – artig erzogen und meist mit lieblichem Charakter. Wie ein Fabelwesen, das man nicht aus seinem Schlaf wecken sollte.
Mehrere Hundert Sagen und Legenden ranken sich um diesen Fluss, der das Land, aber auch seine Menschen und ihre Fantasie entlang seines Verlaufs maßgeblich geprägt hat. Wer kennt sie nicht, die Sage vom Drachentöter Siegfried, den das Bad im Drachenblut fast unverwundbar gemacht hat – bis auf die Stelle, die ein Lindenblatt bedeckte. Weniger bekannt sind die Moosweibchen, die immer wieder im Sauwald bei Passau gesehen wurden. Sie tragen Gewänder aus Moos, Schürzen aus Tannenreisig, sind kaum größer als ein dreijähriges Kind und doch zehnmal älter als die mächtigsten Baumriesen des Waldes.

120 Sagen in 22 Etappen

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Grein ist das Ziel des Donausteigs © Simlinger/Shutterstock

Der Donausteig, ein zu beiden Seiten des sagenumwobenen Stroms verlaufender Fernwanderweg quer durch Oberösterreich, greift 120 traditionelle Sagen rund um die Donau auf und macht die vielfältige Landschaft zwischen dem Startpunkt Passau und dem Ziel Grein, der „Perle des Strudengaus“, hautnah erlebbar. Insgesamt zählt er 22 Etappen (acht am Nordufer, sieben am Südufer und sieben gemeinsame Etappen), mit Streckenlängen zwischen 7 und 33 km.
Kurz vor der Grenze zu Oberösterreich, im bayerischen Passau, wo Inn, Donau und Ilz aufeinandertreffen und den Weg fortan gemeinsam mit den Donausteig-Wanderern bestreiten, beginnt der 450 km lange Fernwanderweg nach Grein, dem tiefstgelegenen Ort Oberösterreichs (218 m). Sie können sich entscheiden, ob Sie den Etappen am Nord- oder am Südufer folgen oder unterwegs zwischen Nord- und Südufer wechseln. Sowohl dies- als auch jenseits des Flusses bieten sich immer wieder Rast- und Panoramaplätze an, um die Ausblicke auf das weite Donauland zu genießen.

Schönheiten auf dem Donausteig

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Die Mauerreste der Ruine Schaunberg lassen die Ausmaße der einst größten Burganlage Oberösterreichs erahnen © Sergey Fedoskin/Shutterstock

Einen Besuch wert ist die Altstadt der Dreiflüssestadt Passau auf der Landzunge zwischen Donau und Inn. Die barocken Prachtbauten und malerischen Gassen erzählen von der einst blühenden Zeit der fürstbischöflichen Residenzstadt. Ihr – für eine Stadt in Bayern untypisches – italienisches Flair erhielt Passau nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1662, als der italienische Star-Architekt Carlo Lurago nach Passau geholt und damit beauftragt wurde, die Stadt wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Nach Luragos Plänen wurde u. a. der Stephansdom errichtet – mit dem größten barocken Kirchenraum nördlich der Alpen und der größten Domorgel Europas.
Auf der Südufer-Etappe Schlögen-Feldkirchen, etwa auf halbem Weg zwischen Passau und Linz, wartet das wohl größte Naturschauspiel des gesamten Donausteigs: die Schlögener Schlinge. Vor Millionen von Jahren bahnte sich die Donau an dieser Stelle ihr mäanderförmiges Bett in den weichen Schichten des Tertiär. Später musste sie diesen Verlauf durch das harte Granitgestein der böhmischen Masse beibehalten und nimmt daher einen Umweg mit zwei Richtungsänderungen. Durch die Hebung der Landmasse grub sich die Donau fast 300 m tief ein und schuf dieses sogenannte „epigenetische Durchbruchstal“. Fachleute sprechen vom größten Zwangsmäander Europas. Heute gilt das obere Donautal im Bereich um die Schlögener Schlinge als der schönste und ursprünglichste Teil der Donau – trotz Regulierung.
Das fruchtbare Eferdinger Becken, der Gemüsegarten Oberösterreichs, und die Burgruine Schaunberg, die einst größte Burganlage Oberösterreichs, liegen ebenso am Weg wie die steilste Adhäsionsbahn Europas auf den Linzer Pöstlingberg. In Grein wartet schließlich Schloss Greinburg auf einen Besuch. Im ältesten Wohnschloss Österreichs, das auch das Oberösterreichische Schifffahrtsmuseum beherbergt, können u. a. Rittersaal, Schlosskapelle und Diamantgewölbe besichtigt werden.

Mehr Infos: www.donausteig.com