Axamer Wampeler gehen in die längste Fasnacht für mindestens 100 Jahre ...

Ein Artikel von Fasnachtsverein Axams | 11.01.2011 - 08:54
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© Fasnachtsverein Axams

Am 6. März 2011 – dem Fasnachtssonntag – können in der Mittelgebirgsgemeinde Axams tausende Besucher aus Nah und Fern zum großen, traditionellen Umzug begrüßt werden. Rund 400 Aktive – Frauen wie Männer – in mehr als 20 Gruppen machen den Fasnachtsumzug in Axams zu einem einzigartigen Erlebnis für die ganze Familie. Den Höhepunkt des Treibens bildet der wohl raueste Fasnachtsbrauch im Alpenraum, das Wampelerreiten. Eigentümlich, brachial und faszinierend zugleich …

Rauer, langer Winter soll Frühling weichen

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Axamer Burschen und Männer stellen Wampeler und Reiter dar und symbolisieren damit den Winter und den Frühling. Die Auseinandersetzung dieser beiden Jahreszeiten wird beim Wampelerreiten eingehend demonstriert. Respekteinflößend verkörpert der Wampeler den Winter: im weißen Leinenhemd (umgangssprachlich als „Pfoat“ bezeichnet), "ausgeschoppt" (ausgestopft) mit dem Heu der zweit Mahd („Grummet“), bekleidet mit einem breiten Ledergurt, rotem Rock über der Hose und festen Schuhen, trägt er in der Hand einen Stock. Eine traditionell geschnitzte Holzmaske und eine schwarze Fuzzelhaube komplettieren den Wampeler. Übrigens: Mit Heu ausgefüllt werden die rund 25 bis 35 Aktiven von ehemaligen Wampelern in den Tennen der Axamer Bauernhäuser.

Legendär: Heu und Stock als Schutz beim Bärenfang

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Eine Legende für die Entstehung des Wampelers besagt, dass sich die Menschen in vorchristlicher Zeit zur Bärenjagd in den heimischen Wäldern Heu und Laub unter die Kleidung stopften, um sich vor Verletzungen zu schützen.

Das Wampelerreiten, die ehernen Regeln und „ein Ganzes“

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Beim Umzug durch die Straßen und Gassen des Dorfes tragen die Wampeler ihre wertvollen, alten Holzmasken zur Schau. Dann geht’s richtig zur Sache – das Wampelerreiten beginnt. Ein uralter Brauch, aber nach wie vor spektakulär und faszinierend. Wampelerreiten: Unter reiten ist vielmehr das Umgangssprachliche „nieder reiten“ (bekämpfen, bezwingen) zu verstehen. Aber für das Bezwingen sind nicht alle Mitteln recht, im Gegenteil. Es gibt klare Regeln – die ehernen Regeln des Axamer Wampelerreitens. Der Wampeler „tänzelt“ geduckt und mit höchster Konzentration durch das Dorf. Er darf nur von hinten angegriffen werden, gegen Angriffe von vorne wehrt sich der Wampeler mit seinem Stock. Fällt er durch einen gekonnten Wurf eines Reiters auf den Rücken, ist er besiegt und hat „ein Ganzes“ bekommen. Steht er mit dem Rücken zur Wand, darf der Reiter nicht angreifen. Liegt der Wampeler am Boden, muss ihm das gefahrlose Aufstehen ermöglicht werden. Zu den besten Wampelern zählen jene, die sauber geblieben sind. Um weiß zu bleiben – also ohne Rückenwurf – gilt es jedoch einige Zweikämpfe zu überstehen ...

Das Gegenstück zum Wampeler: der Tuxer

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Die Holzmaske des Tuxers zeigt das Antlitz eines jungen, kraftvollen und schönen Mannes. Die wertvollen Seidentücher, Maschen und Schleifen mit Goldfransen unterstreichen das prunkvolle Aussehen und den würdevollen Auftritt des Tuxers. Die bunten Farben und der mit Blumen und Spielhahnfedern geschmückte Hut des Tuxers (umgangssprachlich als „Fügner“ bezeichnet) symbolisieren den Frühling.

Goaßl des Tuxers zum „Schnöllen“ und Einfangen von Frauen

Zwei Trachtenschürzen aus Seide werden zu einer Pumphose zusammengerafft, die bis zu den Knien reicht. Eine federkielgestickte Bauchbinde aus Leder, weiße Stutzen und Trachtenschuhe runden die jugendliche Erscheinung dieser Fasnachtsfigur ab. Außerdem trägt der Tuxer eine Goaßl (Peitsche) mit sich, die – geschickt geschwungen – zum Knallen gebracht wird („Schnöllen“). Eine weitere Verwendung findet die Goaßl darin, dass der Tuxer damit ein hübsches Mädchen einfängt. „Auslösen“ kann sich die Frau mit einem Tanz und einem „Schnapserl“. Das Erworbenwerden stellt eine große Ehre dar.

Ein Fruchtbarkeitssymbol: der Flitscheler

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Eine weitere traditionelle Axamer Fasnachtsfigur ist der Flitscheler, der als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Auf der Jacke eines alten Anzugs, die umgedreht getragen wird – die Nähte und das Futter zeigen also nach Außen –, sind zusammengeknotete, getrocknete Blätter der Maiskolbenenden („Flitschen“) aufgenäht. Ebenso sind Hose und Hut mit „Flitschen“ bestückt. Eine Männer-Holzmaske zählt ebenso zu den historischen Details wie Fäustlinge und ein Fichtenast.

Nadln, Hexen und andere Fasnachtsfiguren

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Wie in jeder Tiroler Fasnacht spielen auch die Hexen eine wesentliche Rolle. In Axams werden diese noch durch Nadln ergänzt. Diese verkörpern „alte Frauen“, die anstelle einer Decke über den Rücken (wie bei Hexen üblich), ein edles Schultertuch und eine Seidenschürze tragen. Anstelle des bekannten Hexenbesens stützen sich die Nadln auf einen Krückstock. Die traditionellen Holzmasken der Nadln unterscheiden sich im Vergleich zu den Hexenmasken darin, dass sie weichere, freundlichere Gesichtszüge zeigen. Im Rahmen des großen Fasnachtsumzugs mit Wampelerreiten am 6. März 2011 in Axams, Beginn 13.00 Uhr, sind weitere uralte Fasnachtsfiguren mit aufwendig geschnitzten Holzmasken zu bewundern: Altboarische Paarln, Buijazzln, Bären und Bärentreibern, "Vögelfocher" uvm. Natürlich wird auch das – weithin riechende – Wahrzeichen der Axamer Fasnacht nicht fehlen, der Axamer Bock. Zahlreiche Fasnachtswägen wie die Altweibermühle oder die "Kögele Hex'n", musikalische Darbietungen und Aufführungen der mitwirkenden Fasnachtler runden das abwechslungsreiche Programm des alle vier Jahre stattfindenden großen Fasnachtsumzuges ab.

Band'n giahn“: Fasnachtler mit Ziehharmonika-Spieler unterwegs

Neben dem Wampelerreiten bildet das „Band'n giahn“ einen wesentlichen Bestandteil der Axamer Fasnachtskultur: Jeden Donnerstagabend ziehen Gruppen (Banden) – als traditionelle Fasnachtsfiguren verkleidet – von Gasthaus zu Gasthaus. Dort tanzen sie mit den Wirthausgästen und führen Geschichten des Dorflebens auf.

Fasnachtsbeginn: 10. Jänner 2011
Fasnacht in Axams:8 Wochen
Unsinniger Donnerstag:3. Februar 2011
Großer Fasnachtsumzug mit Wampelerreiten Axams, Sonntag 6. März 2011, 13.00 Uhr