Pflanzen am Wegesrand: Schlüsselblume

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 29.03.2022 - 11:44
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Der Name der Himmelschlüssel geht auf ein Missgeschick des Hl. Petrus zurück © jzcz/Shutterstock

Ihr Name verrät schon den Blühzeitpunkt: Primula elatior heißt die Schlüsselblume mit botanischem Namen. Und Primula bedeutet nichts anderes als die Erste. Elatior kann man mit erhaben, aufrecht übersetzen – zu Deutsch: Hohe Schlüsselblume.
 Die Schlüsselblume ist seit jeher sagenumwoben: in der nordischen Mythologie wird die Blume von Elfen und Feen beschützt, die Germanen weihten den Frühjahrsblüher der Göttin Freya. Im christlichen Volksglauben wird das "Himmelschlüsserl" mit dem Hl. Petrus in Verbindung gebracht. 

Heilsame Schlüsselblume

Als der Heilige Petrus seinen Schlüssel zum Himmelstor fallen gelassen hat, wuchs an genau der Stelle, wo dieser auftraf, ein Himmelschlüssel aus dem Boden – so die mittelalterlichen Aufzeichnungen über den Frühjahrsblüher. Dass diese Blume nicht nur hübsch aussieht, sondern auch wertvolle Heilkräfte besitzt, wusste man ebenfalls schon im Mittelalter. Zu jener Zeit heilte man Schlaflosigkeit, Nervosität und Lähmungen damit. Hildegard von Bingen sprach der Pflanze auch eine Wirkung gegen Luftdämonen zu, von denen manche Menschen geplagt werden. Sie meinte damit Melancholie und depressive Verstimmungen. Erst seit gut 100 Jahren ist auch die entzündungshemmende Wirkung der Primel bekannt. Diese ist den Saponinen zu verdanken, die auch zähen Schleim verflüssigen. 
Wenn man die Primel zu Heilzwecken verwenden möchte, sollte man allerdings getrocknete Blüten aus der Apotheke verwenden. Die Hohe Schlüsselblume steht nämlich auf der Roten Liste und gehört zu den gefährdeten Arten. Oder man pflanzt die Blume selbst im Garten, auch das ist eine Möglichkeit, um von den Heilkräften zu profitieren. 

Beliebt bei Hummeln und Schmetterlingen

Von März bis Mai kann man die Hohe Schlüsselblume bei einer Wanderung über feuchte Wiesen, durch lichte Wälder oder entlang eines Bachufers antreffen. Sie ist auch als Waldschlüsselblume bekannt und besitzt zartgelben Blüten. Die nickenden Blüten stehen auf langen runden Schäften in Dolden. Der Frühjahrsblüher ist besonders beliebt bei Hummeln und Schmetterlinge. Grund dafür ist der Nektar, der tief unten in der Blütenröhre sitzt und daher vor allem von Insekten mit Rüssel genascht werden kann. Bienen haben hier einen kleinen Nachteil. Diese fressen allerdings manchmal die Blüten ab, um an den süßen Nektar zu kommen. Gerade im zeitigen Frühling ist die Schlüsselblume eine wichtige Futterpflanze für Insekten.
Die Hohe Schlüsselblume wird 10 bis 20 cm hoch und ist eine ausdauernde, krautige Pflanze aus der Familie der Primelgewächse. Nach der Blüte bildet sie zylinderförmige Kapseln aus, die aufrecht stehen. Darin befinden sich zahlreiche kleine Samen, die bei trockenem Wetter, wenn sich die Kapseln öffnen, freigegeben werden. So vermehrt sich die Schlüsselblume, wodurch sich auch die polsterförmige Häufung der Pflanzen an bestimmten Stellen erklärt.