Porzellan von einst

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch | 11.12.2023 - 07:45
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Porzellanmodelleure schufen die typischen Figuren © Stiptschitsch

In allen Thüringer Manufakturen des 18. Jh. finden sich in den Verkaufslisten altherkömmliche Geschirrformen, darunter birnenförmige Kaffeekannen, bauchige Teekannen und schalenförmige Tassen mit einer ganz eigenen Charakteristik. Für breite Bevölkerungsschichten wurden früher erschwingliche Tee- und Kaffee-Service sowie einzelne Geschirrteile mit farbenfreudigen Dekoren geschmückt. Insbesondere die Vielfalt an Blumenmalerei, aber auch reizvolle Landschaften, Portraitdarstellungen oder Gesellschaftsszenen in Watteau-Manier verwandelten Einzelteile in wahre Schmuckstücke.

Porzellanmodelleure, die zu Meistern ausgebildet wurden, schufen Figuren und ganze -gruppen, die nach Wanderschaft der Porzelliner in Wallendorf, Limbach oder Volkstedt entstanden und nur schwer zuzuordnen sind. Unter dem Vorbild der Meißner Porzellane fertigten sie in den Thüringer Manufakturen Modelle mit natürlichem Erscheinungsbild. Purpurne, eisenrote, orangene aber auch hellgelbe und grüne Farbtöne, dazu eine nicht ganz reine Qualität des Scherbens und spezifische, mit Rocaillen oder der Natur nachempfundenen Sockelgestaltungen, kennzeichnen die Thüringer Figuren und -gruppen.

Reiseziel für Porzellan-Fans

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Die Sammlung Thüringer Porzellane kann auf Schloss Heidecksburg/Rudolstadt besichtigt werden © Katarzyna_Przygodzka/Shutterstock

Die Manufakturen Wallendorf und Limbach sind durch ihre Gründungsgeschichte und den Aufstieg der Greiner Dynastie miteinander verbunden. Johann Georg Heinrich Hammann gründete 1764 die Manufaktur Wallendorf. Der Hütteninspektor befasst sich bereits seit den 1750er Jahren mit der Herstellung von Porzellan, jedoch waren seine Proben anfänglich nicht überzeugend. Hammann erwarb zunächst 1751 ein Hüttenwerk in Katzhütte und bemühte sich hier um die Gründung einer Porzellanmanufaktur. Da zu diesem Zeitpunkt im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt eine in Teilhaberschaft des Fürstenhauses betriebene Porzellanfabrik zu Volkstedt neu errichtet worden war. erhielt er keine Erlaubnis.

Die Privilegien zur Gründung einer Manufaktur erlangte Hammann 1764 im benachbarten Land vom Herzog Franz Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Voraus ging der Erwerb des Rittergutes Wallendorf. Es entstand ein gemeinsames Unternehmen mit seinem Sohn Ferdinand Friedrich, seinem Bruder Johann Georg sowie Johann Gotthelf und dessen Cousin Johann Gottfried Greiner.

Seit 2016 befindet sich eine beachtliche Sammlung von Thüringer Porzellan des 18. Jh. als Dauerleihgabe der „ahlers collection“ im Schloss Heidecksburg/Rudolstadt. Sie geht auf die langjährige Leidenschaft des Kunstmäzens Jan A. Ahlers zurück. Die Sammlung Thüringer Porzellane besteht aus 360 Positionen an fein bemaltem Geschirr, Porzellan sowie herausragenden Figuren aus Volkstedt, Closter, Veilsdorf, Limbach und Wallendorf.

Info: www.heidecksburg.de