Was es mit dem "blauen Blut" auf sich hat

Ein Artikel von Michaela Tebaldi | 04.01.2023 - 10:01

Adelige besitzen blaues Blut. Dieses soll sich wenn möglich nicht mit gewöhnlichem Blut vermischen, damit die Herrschergeschlechter „reinblütig“ bleiben. Heute sieht die Realität in den Königshäusern anders aus. In früheren Jahrhunderten vermählte sich auschließlich "blaues Blut" mit "blauem Blut". Wer sich nicht daran hielt, wurde in der Regel verstoßen.

Noble Blässe in Kastilien

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Der helle Teint einer blaublütigen Prinzessin wurde immer mit einem Sonnenschirm geschützt © Miiisha/Shutterstock

Wenn wir dem Ursprung der Bezeichnung „blaues Blut“ auf den Grund gehen möchten, dann müssen wir uns ins Spanien des Mittelalters begeben – genauer gesagt nach Kastilien. Die spanischen Aristokraten hatten insgesamt eine hellere Haut als die dunkelhäutigen Spanier, da sie großteils von den hellhäutigen Westgoten abstammten. Die Spanische Oberschicht legte großen Wert auf dieses Charakteristikum, das als Schönheitsmerkmal galt. Ihre Haut war so hell und durchscheinend, dass man die darunterliegenden, bläulich gefärbten Adern sehen konnte. Die einfache Bevölkerung war von der Arbeit im Freien hingegen braun gebrannt, was als „bäuerlich“ und keinesfalls erstrebenswert angesehen wurde. Das Idealbild der „noblen Blässe“ dauerte lange an und breitete sich auf ganz Europa aus. Besonders im Barock legte man ausdrücklichen Wert auf einen hellen, fast weißen Teint. Wer eine dunklere Gesichtsfarbe hatte, musste mit hellem Puder nachhelfen, um nicht als gewöhnlich und ärmlich zu gelten.